Facebook sperrt linke Accounts

Das Kollektiv »Crimethinc« klagt über Kriminalisierung

  • Peter Nowak
  • Lesedauer: 2 Min.

In der letzten Zeit wird viel über das Sperren von rassistischen und antisemitischen Texten bei Facebook, Google und anderen Internetgiganten diskutiert. Weniger bekannt ist hingegen, dass Facebook in den letzten Wochen auch Accounts von linken und libertären Initiativen blockiert hat. So wurden bereits am 20. August die Konten von »Crimethinc« und scheinbar mit diesem nordamerikanischen Kollektiv sympathisierenden Künstler*innen und Autor*innen gesperrt.

Bei »Crimethinc« handelt es sich um ein publizierendes Netzwerk, das Mitte der 1990er Jahre entstanden ist und sich im Zuge der globalisierungskritischen Proteste zu einer weltweit beachteten Stimme der staatskritischen Linken entwickelt hat. Die Texte, die größtenteils auch in die deutsche Sprache übersetzt werden, sind sowohl vom Anarchismus als auch vom Poststrukturalismus und Situationismus geprägt. Auf der Homepage des Netzwerks wird die Löschung als Kriminalisierung sozialer Bewegungen bezeichnet und daran erinnert, dass US-Präsident Donald Trump seit Monaten eine Kampagne gegen tatsächliche und vermeintliche Anarchist*innen führt. In der Erklärung wird auch daran erinnert, dass sich Facebook damit gerühmt hat, die Aufstände in Ägypten gefördert und bekannt gemacht zu haben. Jetzt wird die radikale Opposition in den USA dagegen sanktioniert.

Mittlerweile ist die globale Solidarität mit den von Facebook gesperrten Initiativen, Publizist*innen und Künstler*innen angelaufen. Einen Offenen Brief, in dem diese Maßnahme als Zensur verurteilt wird, haben unter anderem der Linguist und langjährige politische Aktivist Noam Chomsky, das Twitter-Gründungsmitglied Evan Henshaw-Plath, die Whistleblowerin Chelsea Manning und die Schriftsteller*innen Rachel Kushner und Cory Doctorow unterzeichnet.

In dem Schreiben wird betont, dass sich die Zensurmaßnahmen nicht nur gegen anarchistische Zusammenhänge richten. »Die Entscheidung von Facebook richtet sich gegen alle, von Hip-Hop-Musiker*innen und Journalist*innen bis zu Filmemacher*innen und Communitiy-Gruppen«, heißt es. Es wird darauf verwiesen, dass auch die Seiten der Autor*innen Nathan Goodmann und Kelly Wright gesperrt wurden, die sich in ihren Texten mit den Facetten des gewalttätigen Verhaltens von staatlichen Stellen und extrem rechten Gruppen befassen. So wird mit der Facebook-Sperrung radikale Kritik an Polizeigewalt ebenso erschwert wie die Verbreitung antifaschistischer Texte.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.