Warum nicht gleich Flugtaxis?

Meine Sicht: Nicolas Šustr über elend lange Zeiten bis zur Realisierung von Bahnprojekten

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 2 Min.

Eine Testfahrt mit dem Wassertaxi von der Potsdamer City bis zum geplanten neuen Stadtviertel Krampnitz für bis zu 10.000 Bewohner ist eher ein politischer Gag als ein ernsthafter Beitrag zur Lösung der durch den Wohnungsbau sich verschärfenden Verkehrsprobleme. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) würde allerdings nur müde lächeln und stattdessen mit Flugtaxis oder autonomen Autos um die Ecke kommen.

Tatsächlich gibt es mit der Straßenbahn eine adäquate, kapazitätsstarke und vergleichsweise günstige Lösung für die Anbindung. Doch irgendwie ist die Planung schiefgelaufen, statt 2025 soll sie spätestens 2029 Krampnitz anbinden. Das kommt einem auch aus Berlin bekannt vor. Selbst bereits lange angekündigte Strecken kommen in der Genehmigungsschleife nicht so recht voran, von einer Ausbauoffensive wird bestenfalls ab Mitte der 2020er Jahre ein bisschen etwas zu bemerken sein. Falls nicht wegen Regierungswechsels die Planungen wieder in der Mülltonne landen. Noch utopischer werden die Zeiträume bei Eisenbahnprojekten. Wichtige Ausbauten wie auf der Strecke von Berlin-Spandau nach Nauen könnten erst 2039 fertig werden. Ein Großteil der Pendler, die sich heute in überfüllten und verspäteten Zügen quälen, werden dann vermutlich schon in Rente sein.

Der jahrzehntelange Tiefschlaf, der beim Thema Verkehrspolitik nicht nur in Berlin-Brandenburg, sondern bundesweit herrschte, rächt sich. Nun ist die Panik groß, denn die Kapazitäten bei Bahnen und Bussen reichen oft heute schon nicht. Anstatt Kaufprämien für Verbrenner-Autos zu fordern, sollte sich Andreas Scheuer lieber darum kümmern, wie man Straßenplaner und Autoingenieure auf Eisenbahntechnik umschulen kann. Der massive Bahnausbau darf nicht erst beginnen, wenn die Welt im Klimawandel schon halb verglüht ist.

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