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Ein Kaninchen gegen Teheran
Philip Malzahn über das Friedensabkommen zwischen Bahrain, Israel und den VAE
Die USA verlassen nach einem langen und erfolglosen Krieg kleinlaut den Irak. Zu stark ist dort, wie in Syrien und im Libanon, der Einfluss pro-iranischer Milizen geworden. Mit dem vermittelten Friedensabkommen zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), Bahrain und Israel soll deshalb ein Strategiewechsel eingeläutet werden, der die Nahostpolitik der kommenden Jahre bestimmen wird: Weniger eigene Intervention und die Stärkung einer südlichen Anti-Iran-Flanke, vom Arabischen Golf bis nach Tel Aviv.
Für Israels Premier Benjamin Netanjahu und US-Präsident Donald Trump geht es aber auch darum, den eigenen Arsch zu retten. Beide kämpfen derzeit ums politische Überleben: Trump muss sich im Wahlkampf behaupten. Netanjahu hat das – in drei Anläufen – geschafft, doch ein Korruptionsprozess könnte ihm noch den Kopf kosten. Dazu protestieren jede Woche Zehntausende gegen ihn und seine Politik. Die ist nämlich alles andere als friedlich, weshalb in Israel das Abkommen als diplomatisches Kaninchen gilt, das man aus dem Hut gezaubert hat, um abzulenken. Seit Jahren schon existieren diplomatische Beziehungen zu den Golfstaaten, nur war das eher ein offenes Geheimnis als ein zelebrierter Akt.
Für die Golfmonarchien dient das Abkommen dem Selbstschutz. Mit dem Iran drohte schon vor der islamischen Revolution 1979 ein Krieg: Teheran sieht Teile der VAE sowie die gesamte Insel Bahrain als eigenes Territorium an. Zudem ist die dortige Bevölkerung mehrheitlich schiitisch; das sunnitische Königshaus legitimiert sich durch Unterdrückung. So besteht etwa ein Großteil der Polizei aus pakistanischen Gastarbeitern. Sollte es zu einem pro-iranischen Aufstand kommen, wird man ihn nur mit ausländischer Hilfe niederschlagen können.
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