Der Teufel trägt Maske
Didi Senft schwingt auch bei dieser Tour de France wieder seinen Dreizack, Corona setzt aber auch dem Rentner aus Storkow zu
Auch Teufel müssen in Coronazeiten Maske tragen. Didi Senft, lang gedienter Tourteufel aus dem Brandenburgischen Storkow, ist auch bei dieser Frankreichrundfahrt dabei. Mit weniger Equipment als in früheren Zeiten, aber er ist da, schwingt wild seinen Dreizack, und feuert jeden an, der an ihm vorbeifährt. Körperlich ist das Springen und Schreien ein echtes Fitnessprogramm für den schrillen Rentner. »Natürlich bleibe ich die gesamte Tour über in Frankreich«, sagt er zu »nd«.
Auf seine Großskulpturen, die riesigen, selbst gebauten Räder, hat er in diesem Jahr verzichtet. »Die stehen alle schon in der Nähe von Martigny in der Schweiz, dort, wo die WM stattfinden sollte«, erzählt er. In der Schweiz habe er Aussicht auf ein Museum für seine Gefährte. »In Deutschland interessiert sich ja niemand dafür«, meint er abwinkend. Nun ist ihm aber auch noch die WM abhanden gekommen, die Veranstalter mussten absagen. Wird er jetzt seine Gefährte nach Imola bewegen, zum Ersatzstandort der Rad-WM? »Nein, sie bleiben in der Schweiz.«
Den Lockdown, so erzählt er, habe er ganz gut überstanden. »Ich hatte einfach viel zu tun, immer etwas bauen, dann das Museumsprojekt.« Negative Auswirkungen hat die Pandemie auf ihn aber auch gehabt. »Die Tourorganisatoren von der Aso engagieren mich ja sonst immer auch für Jedermannrennen. Aber die sind 2020 allesamt ausgefallen«, berichtet er. Bei den Rennen soll der aus dem Fernsehen bekannte Tour-Teufel für echte Tour-Atmosphäre sorgen. Das tut er gern, ist deswegen bis nach Lateinamerika gekommen, die Aso agiert mittlerweile weltweit. »Anfang September sollte ich eigentlich in Moskau sein, beim Jedermannrennen dort. Aber was willst du da bei diesen Infektionszahlen? Das einzige, was vielleicht doch noch stattfindet, ist ein Rennen im November in Madrid«, erzählt er. Aber auch da bleibt er skeptisch. Auch Teufel können lesen - und die Coronazahlen in Spanien entwickeln sich alles andere als hoffnungsvoll.
Die Rennabsagen treffen Senft auch wirtschaftlich. Die Gage, die er von der Aso bekommt, ist für ihn elementar - bei 603 Euro Monatsrente, wie er sagt. »Ich habe bei der Rente bei etwas über 400 Euro angefangen und schon zig Rentenerhöhungen mitgemacht«, erzählt er. Der zornige Unterton in seinen Worten kommt mal nicht von der Teufelsfigur, sondern vom Menschen Didi Senft. Die Tour hilft dann auch, diese Misere zu vergessen. Einen kleinen Pandemievorteil hat er jetzt zudem: »Am Straßenrand ist es in diesem Jahr ziemlich leer, ich habe keine Probleme, einen Platz zu finden, selbst zehn Kilometer vor dem Ziel nicht.«
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