Altes Lagerdenken

Freie Schulen fordern Erhöhung der Zuschüsse und Gleichbehandlung mit staatlichen Einrichtungen

  • Rainer Rutz
  • Lesedauer: 3 Min.

In vielen Belangen der Freien Schulen zeige sich auf Seiten des rot-rot-grünen Senats nach wie vor »altes Lagerdenken«, sagt Andreas Wegener, Geschäftsführer der Privaten Kant-Schulen. Ob bei der Beteiligung von Lehrkräften an Fort- und Weiterbildungen, Schulbaumaßnahmen oder der Finanzierung von Schulsozialarbeitern: Die privaten Bildungseinrichtungen würden in der Hauptstadt gegenüber staatlichen Bildungseinrichtungen tendenziell benachteiligt, so Wegener am Montag bei einem Pressegespräch der von ihm koordinierten Arbeitsgemeinschaft der Schulen in freier Trägerschaft (AGFS).

In Berlin besuchen insgesamt mehr als 37 000 Kinder und Jugendliche eine der fast 130 allgemeinbildenden Schulen in freier Trägerschaft. Und wie der Termin am Montag deutlich macht, ist das Feld der Freien Schulen außerordentlich heterogen. Die großen konfessionellen Schulen gehören der AGFS ebenso an wie die teuren privaten Eliteschulen, die Waldorfschulen ebenso wie die 20 kleinen »Alternativschulen«, die im Dachverband der Berliner Kinder- und Schülerläden (DaKs) organisiert sind. »Freie Radikale«, wie sie Roland Kern vom DaKs nennt, der dann auch darauf Wert legt, dass es sich bei Freien Schulen mitnichten um einen »exklusiven Ort der Reichen und Schönen« handelt.

Einig sind sich die so unterschiedlichen Träger in ihrer Forderung nach einer Gleichbehandlung mit den staatlichen Schulen und einer Erhöhung der Senatszuschüsse. Im Zuge der Konsolidierung des überschuldeten Landeshaushaltes seien, so AGFS-Koordinator Wegener, vor nunmehr fast 20 Jahren die Zuschüsse für die Personalkosten an Freien Schulen von 97 Prozent auf 93 Prozent gekürzt worden. »Wir denken, dass es an der Zeit ist, diesen Beitrag zum Sparen zu beenden«, meint Wegener. Seine Forderung: Zurück zu den 97 Prozent! Im Gegensatz zu staatlichen Schulen bekämen die Freien auch keine gesonderten Zuschüsse für Inklusionsschulplätze. Das Land beteilige sich zudem weder an Sanierungs- noch Baukosten, und auch die Finanzierung von Schulsozialarbeitern müssten die Schulen mit eigenen Mitteln stemmen. Das gehe so nicht länger an.

Roland Kern vom DaKs betont mit Blick auf die Höhe der staatlichen Zuschüsse, »dass es deshalb auch einen strukturellen Zwang gibt, Schulgelder zu erheben«. Und natürlich würden diese Beträge für viele Familien eine »Eingangshürde« darstellen. Um diese Hürde abzubauen, schlägt die AGFS vor, dass die freien Schulen für Kinder und Jugendliche mit einem »Berlinpass« vom Land eine Ausgleichszahlung in Höhe von monatlich 100 Euro erhalten. Im Gegenzug verzichten die Privaten für die betreffenden Familien auf das Erheben von Schulgeld.

Die bildungspolitischen Sprecherinnen von SPD und Linke im Abgeordnetenhaus, Maja Lasić und Regina Kittler, dämpfen derweil Hoffnungen auf eine rasche Einigung. Man sei in dieser Hinsicht zwar »gerade intensiv im Gespräch«, so Lasić zu »nd«. Auch ihr sei es wichtig, »Hürden für alle Schülerinnen und Schüler abzubauen«. Aber »ob sich das noch in dieser Legislaturperiode regeln lässt, ist noch nicht abzusehen«. Kittler ergänzt unumwunden, dass derzeit keine Mittel zur Verfügung stünden, um die Zuschüsse zu erhöhen. Generell müsse aber klar sein: »Wenn eine Freie Schule inklusiv arbeitet, muss sie dafür auch Geld bekommen.«

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