Bill Gates und die linke Kritik

»Helle Panke« lud zu Diskussion um Verschwörungsmythen

  • Peter Nowak
  • Lesedauer: 2 Min.

»Gebt Gates keine Chance« - so eine Parole auf den Demonstrationen der Gegner der Corona-Maßnahmen in den letzten Monaten. Dem Gründer des Microsoft-Konzerns Bill Gates wurde dort vorgeworfen, die Menschheit mit Zwangsimpfungen unter Kontrolle bringen zu wollen. Gegen solche irrationalen Verschwörungsmythen gab es berechtigte Kritik von Antifaschisten. Doch müssen Linke deshalb die Bill-and-Melinda-Gates-Foundation (BMGF) verteidigen, lautete die Frage von Fabian Kunow von der Bildungseinrichtung »Helle Panke«.

Sie hatte am Dienstagabend den Mediziner und Referenten für globale Gesundheitspolitik bei der Nichtregierungsorganisation Medio International Andreas Wulf eingeladen, der sich in seinem Vortrag der Frage widmete, wie eine linke Kritik an der BMGF aussehen kann. Dabei beschäftigte sich Wulf mit dem globalen Einfluss der Stiftung, die nach den USA zweitstärkster Geldgeber der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist. Sollte der von US-Präsident Trump angekündigte Austritt seines Landes aus der WHO vollzogen werden, könnte die Gates-Stiftung zum größten Finanzier der WHO werden.

Da stelle sich auch aus linker Perspektive die Frage nach ihrem Einfluss auf gesundheitspolitische Entscheidungen und nach der Unabhängigkeit der WHO, so Wulf. Dabei wandte er sich gegen manche Stimmen in der Linken, die nicht verstehen können, warum man die Arbeit einer Stiftung, die Krankheiten bekämpfe, kritisieren soll. Der Mediziner wandte sich gegen eine philanthropische Perspektive, die alle Probleme der Welt mit dem Vermögen und dem Unternehmergeist des Microsoft-Konzerns bekämpfen will.

Er monierte das rein unternehmerische Agieren der BMGF. Wie im kapitalistischen Konzern gehe es auch bei der Stiftung vor allem um Effizienz und Umsetzung von Technikfantasien, die zu Recht auf Misstrauen stoßen. Wulf betonte, Impfkampagnen, die er ausdrücklich unterstützt, seien bei den Bedürfnissen der betroffenen Menschen anzusetzen, die von Anfang an mit einbezogen werden müssen.

Eine linke Alternative zum Mäzenatentum von Superreichen seien Investitionen in eine Sozial- und Gesundheitspolitik, die es ermögliche, alle Menschen vor Krankheiten zu schützen. Dazu brauche es auch eine Umverteilung, beispielsweise eine stärkere Besteuerung von Vermögen.

Wulf setzte sich für eine transnationale Gesundheitspolitik ein, die sich gegen Profitinteressen der Pharmakonzerne und einen philanthropischen Kapitalismus wendet, der Gesundheit nicht als Recht für alle, sondern als Wohltätigkeit verkauft. Er wies auf den Aufruf »Patente gerieren Gewinne und töten Menschen« hin, den unter anderem Medico International gestartet hat. Gefordert wird die Aufhebung des Patentschutzes auf alle aus medizinischer Sicht unentbehrlichen Medikamente.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -