Auf dem Weg zum Marathonexperten
Radprofi Maximilian Schachmann verpasst eine WM-Medaille, hofft aber auf ein starkes Saisonende
Maximilian Schachmanns Ärger über die verpasste WM-Medaille wich schnell dem Blick auf die nächsten Herausforderungen. Nach dem neunten Platz im Abnutzungskampf bei den Titelkämpfen in Imola nimmt sich der Berliner in den kommenden drei Wochen mit Lüttich-Bastogne-Lüttich, der Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix gleich drei Klassiker zur Brust. Regeneration nach drei Wochen Tour de France und anschließender Weltmeisterschaft: Fehlanzeige.
»Vier solcher Rennen hintereinander ist schon ein straffes Programm«, gab Schachmann zu. Der 258 Kilometer lange Kurs rund um die legendäre Motorsportstrecke war für Schachmann am Sonntag nur ein Vorgeschmack auf die weiteren Marathonrennen im nun vollgepackten Kalender. »Wenn ich am 25. Oktober damit durch bin, werde ich auf jeden Fall viel Erfahrung haben mit Rennen von 250 Kilometern und mehr«, sagte der 26-Jährige und lachte.
Dass Schachmann zu scheinbar Unmenschlichem imstande ist, hat er seit seinem Schlüsselbeinbruch Mitte August bewiesen. Nach dem schweren Sturz bei der Lombardei-Rundfahrt sei seine Form zwar »einfach weg gewesen«, wie er sagte. In den Bergen bei der Tour de France jedoch lief es irgendwann wieder rund. Als Solist wuchs er auf der schwierigsten Etappe im Zentralmassiv über sich hinaus. Schachmann kämpfte wie ein Löwe, wurde dort dennoch kurz vor dem Ziel noch eingeholt und verpasste einen Coup denkbar knapp.
Und auch beim WM-Höllenritt in der Emilia-Romagna fuhr Schachmann am Sonntag nur eine Woche nach der Frankreich-Rundfahrt lange um das Podest mit. »Mir haben einfach am Ende über den Berg zehn Meter gefehlt«, sagte Schachmann, der erst 17 Kilometer vor dem Ziel am letzten Anstieg den Anschluss an die Spitze verlor.
»Bei dem Seitenwind konnte ich die Lücke nicht mehr alleine von hinten zufahren«, sagte Schachmann, der im Finale mehr auf seine Mitverfolger um den Spanier Alejandro Valverde und den Australier Michael Matthews gesetzt hatte. Dann sei aber allen die Luft ausgegangen, »und wir sind nicht mehr rangekommen.« So siegte am Ende der Franzose Julian Alaphillippe und Schachmann belegte im Sprint der zweiten Verfolgergruppe Gesamtrang neun.
Trotz des unerfüllten Traums einer WM-Medaille glaubt Schachmann in den kommenden Klassikern fest an sich. »Es wird besser. Es kann auch nur besser werden, und mit der Einstellung gehe ich in die anderen Rennen«, betonte er. Verstecken muss sich Schachmann dort keineswegs. Seine Qualitäten sind unbestritten. Dies stellte er in diesem Jahr bereits mit seinen Gesamtsieg bei Paris-Nizza im März eindrucksvoll unter Beweis. Die siebenstündige Tortur rund um Imola und der Ärger über das verpasste Edelmetall dürften den »Unkaputtbaren« nur noch mehr motivieren.SID/nd
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