Wieder Tausende Menschen in Minsk auf der Straße - trotz Drohungen

Polizei nahm bereits kurz nach Demonstrationsbeginn mehrere Menschen fest / Achtes Protest-Wochenende in Folge

  • Lesedauer: 2 Min.

Minsk. Trotz eines Großaufgebots an Sicherheitskräften haben am Sonntagnachmittag in Belarus (Weißrussland) Proteste gegen den autoritären Staatschef Alexander Lukaschenko begonnen. Auf Videos im Nachrichtenkanal Telegram war zu sehen, wie Tausende Menschen in der Hauptstadt Minsk in größeren Gruppen in Richtung Zentrum zogen. Sie schwenkten dabei die historische weiß-rot-weiße Landesfahne. Sicherheitskräfte gingen auch mit einem Wasserwerfer gegen Demonstranten vor. Auch in anderen Städten gab es Aktionen.

Die Polizei nahm bereits kurz nach Beginn mehrere Menschen fest. Videos zeigten, wie maskierte Polizisten Menschen abführten und in Kleinbusse steckten. Zahlen lagen zunächst nicht vor. Am frühen Nachmittag war von mehr als zehn Festnahmen die Rede. Der belarussische Journalistenverband berichtete zudem, dass mindestens drei Medienvertreter in Polizeigewahrsam gekommen seien. Vor einer Woche kamen rund 350 Demonstranten in Polizeigewahrsam.

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Die Opposition hatte zu den neuen Aktionen aufgerufen, bei denen die Freilassung aller politischen Gefangenen gefordert wurde. Die Proteste am Sonntag haben traditionell den größten Zulauf. Eine unabhängige Berichterstattung darüber war für ausländische Journalisten jedoch nicht möglich, weil die Behörden ihnen am Freitag die Akkreditierungen mit sofortiger Wirkung entzogen hatten.

Beobachter berichteten, dass wieder das mobile Internet zeitweise abgeschaltet worden sei. Die Behörden wollten damit verhindern, dass sich die Demonstranten zu Protestrouten verabreden. Zudem waren in Minsk mehrere U-Bahnstationen geschlossen, damit die Menschen nicht mehr ins Zentrum gelangen konnten. Es war das mittlerweile achte Protest-Wochenende in Folge.

Seit der umstrittenen Präsidentenwahl Anfang August gehen die Menschen regelmäßig gegen Lukaschenko auf die Straße. Der 66-Jährige hatte sich mit 80,1 Prozent der Stimmen für eine sechste Amtszeit bestätigen lassen. Die EU erkennt das Wahlergebnis aber nicht an. Die Opposition sieht dagegen Swetlana Tichanowskaja als wahre Siegerin.

Die Sicherheitskräfte hatten vor einer Teilnahme an den Protesten gewarnt. Das unabhängige Nachrichtenportal »tut.by« berichtete von Gefangenentransportern, Wasserwerfern und Militärfahrzeugen. Der Unabhängigkeitspalast sei weiträumig abgesperrt worden. dpa/nd

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