Der Rettungsschirm geht langsam auf
Angeschlagene MV Werften können mit Überbrückungshilfe des Bundes rechnen
Die Sorge war groß in Mecklenburg-Vorpommern, dass die zum Hongkonger Konzern Genting gehörenden MV Werften aufgrund der wirtschaftlichen Verwerfungen durch die Corona-Pandemie auf der Strecke bleiben. Genting lässt seit Übernahme der Werften im Jahr 2016 an den drei Standorten Wismar, Rostock und Stralsund vor allem Kreuzfahrtschiffe für die eigenen Reedereien bauen. Mit Ausbruch der Coronakrise und dem damit einhergehenden Zusammenbruch des Kreuzfahrttourismus war Genting in finanzielle Schwierigkeiten geraten, die MV Werften können sich bereits seit Monaten nur mit Hilfe von Kurzarbeit und Finanzhilfen des Landes über Wasser halten.
Ohne Unterstützung des Bundes allerdings wären die bisherigen Anstrengungen wohl umsonst gewesen und die MV Werften in Kürze trotzdem pleite gegangen. Seit Ende vergangener Woche können sie nun aber mit Überbrückungshilfen des Bundes rechnen. Dieser habe sich grundsätzlich bereit erklärt, den Werften einen Überbrückungskredit über 190 Millionen Euro zu gewähren und so die Finanzierung bis zum Jahresende sicherzustellen, verlautete am Donnerstag aus Regierungskreisen in Schwerin. Es stünden allerdings auch noch die Klärung einiger Details und die abschließenden Beratungen der zuständigen Gremien aus.
Dessen ungeachtet stimmte die Landesregierung in Schwerin am Freitag der angestrebten vorzeitigen Teilauszahlung von 190 Millionen Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds des Bundes zu. In dem etwa halbstündigen Gespräch habe Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) das Kabinett über den Verlauf der Verhandlungen zwischen Bund, Werfteigner Genting und Land informiert. An diesem Montag soll der Finanzausschuss des Landtags in einer Sondersitzung über den Stand der Dinge unterrichtet werden.
Generelles Ziel ist es, die MV Werften unter den Rettungsschirm des Bundes und damit durch Kredite und Bürgschaften von insgesamt etwa 570 Millionen Euro durch die Krise zu bringen. Dafür sind allerdings noch Gutachten zu den Zukunftschancen der Werften und des Mutterkonzerns erforderlich, die wahrscheinlich erst im Dezember vorliegen werden. Der größte Teil des möglichen 190-Millionen-Überbrückungskredits soll für die Fertigstellung des in Stralsund gebauten Expeditions-Kreuzfahrtschiffes »Endeavor« eingesetzt werden. Mit Agenturen
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!