Bettina Jarasch will Regierende werden

Grüne benennen am Montag ihre Spitzenkandidatin für die Abgeordnetenhauswahl 2021

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.

Flügelkampf war gestern. Mit Bettina Jarasch haben die Berliner Grünen am Montag überraschend eine Spitzenkandidatin für die Abgeordnetenhauswahl 2021 präsentiert, die wohl kaum einer auf dem Zettel hatte. Denn statt Vizesenatschefin Ramona Pop oder Fraktionschefin Antje Kapek soll es die von den Grünen als »Brückenbauerin« bezeichnete Bettina Jarasch richten. Es geht für die Grünen um nicht weniger, als die sehr guten Umfragewerte, die sie als stärkste Partei ausweisen, in der Hauptstadt in einen »historischen« Wahlsieg umzumünzen und erstmals das Rote Rathaus für die Ökopartei zu erobern. Ähnliches probierten die Grünen auch im Jahr 2011, doch damals scheiterten sie mit Renate Künast kläglich.

»Ich will meine Partei in den Wahlkampf führen und ich will Regierende Bürgermeisterin werden«, erklärte Bettina Jarasch am Montag bei der Vorstellungskonferenz in der Alten Münze in Mitte. »Ich habe das Vertrauen des gesamten Grünen-Spitzenpersonals«, betonte die 51-jährige Reala. Das »tiefe Vertrauen« habe sie bestärkt, so die ehemalige Landesvorsitzende der Grünen, die die Partei 2016 bei den Wahlen mit aus der Opposition in Regierungsverantwortung in den rot-rot-grünen Senat in Berlin führte.

Demnach hat die Spitze der Grünen bereits seit Längerem über die Spitzenkandidatur gesprochen. Sowohl Ramona Pop, die dem Realoflügel zugerechnet wird, als auch Antje Kapek, die als Parteilinke gilt, polarisieren in der Partei. Doch bei vielen Grünen ist noch sehr präsent, wie die Flügelkämpfe 2011 nach der Wahl die Fraktion fast gespaltet haben. Die Parteispitze entschied sich deshalb, jemanden zu benennen, der die verschiedenen Strömungen bündeln kann, was Jarasch als Landesvorsitzende bewies.

»Wir haben ein Kunststück hingelegt und unsere Interessen zurückgestellt«, sagte die Fraktionschefin der Grünen im Abgeordnetenhaus, Antje Kapek. Auch Vizesenatschefin Ramona Pop verwies in der Sache auf »Teamplayer«: »Die beste Lösung haben wir gemeinsam gefunden.« Pop erklärte ihren Verzicht auf eine Spitzenkandidatur auch damit, dass sie als Wirtschaftssenatorin in der Coronakrise stark eingebunden sei.

Dass die designierte Spitzenkandidatin Bettina Jarasch selbst keine eigene Regierungsverantwortung vorzuweisen hat, sehen die Grünen nicht als Nachteil. »Regierungserfahrung ist nicht alles«, sagte Kapek. Man brauche Personen, die entscheidungsstark und charismatisch seien. Dass die eigenen Delegierten Jarasch, die seinerzeit in den Bundestag strebte, kurze Zeit nach der erfolgreichen Abgeordnetenhauswahl 2016 durchfallen ließen, sieht Jarasch inzwischen als Berliner Lehrstunde. »Die Partei hatte recht«, sagte Jarasch, deren Karriere seinerzeit eine Delle erlitt. Als Spitzenkandidatin hat Jarasch nun beste Startchancen. Mit den Themen Verkehrswende, Wohnungsbau, Arbeitsplatzsicherung und der Verteidigung der Demokratie will sie sie inhaltlich nutzen.

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