Erstattung der Verluste ist in vielen Fällen durchaus möglich
Glücksspielsucht: Viele Angebote im Internet sind nicht legal
Die Corona-Krise ist nicht nur eine wirtschaftliche Herausforderung - sie fördert auch die Suchterkrankungen. Die ohnehin unterschätzte Glücksspielsucht wird noch dadurch befeuert, dass sich in Deutschland nicht zugelassene Online-Angebote massiv ausbreiten. Dabei geht schnell unter, dass Betroffene in bestimmten Fällen Aussicht haben, ihre Spieleinsätze zurück zu erhalten.
Viele der Mandanten bleiben auf der Flucht vor ihrer als unerträglich empfundenen Lebenssituation bei Angeboten im Internet hängen. Die Betreiber verstehen sich nahezu perfekt darauf, ihren Besuchern »Kicks« zu vermitteln. Willkommen in einer schöneren, glücklicheren Welt? Ist die Flucht aus dem Alltag also gelungen?
Think-Right-Methode Glücksspielsucht - eine erste Hilfe für Süchtige, Angehörige und Helfende, E-Book, Timo Bell, Recklinghausen, 2020, 461 Seiten, 19,95 €.
In Anbetracht der Corona-Krise und der erhöhten Suchtgefahren stellen die Anwaltskanzlei Warschkow und der Autor Timo Bell das E-Book unter Think-Right-Methode den »nd«-Lesern kostenfrei zur Verfügung. Sie können das E-Book (PDF - ca. 20 MB) kostenfrei auf dieser Seite herunterladen. Prozedere: Unmittelbar nach absenden des Formulars per E-Mail erhält der Leser einen Link zum Download des E-Books. S. Warschkow
Die Rechnung kommt garantiert. Diese »Fluchtmomente« fordern in sehr vielen Fällen einen ruinösen Preis. Wie jede Droge auch. Beim Internet-Glücksspiel übersteigen in aller Regel die Verluste in erheblichem Ausmaß die Gewinne. Doch es gibt derzeit noch Hoffnung, dass unter bestimmten Voraussetzungen Spieler ihr Geld zurückerhalten.
In Deutschland sind Online Glücksspielangebote seit 2011 nur in Schleswig-Holstein erlaubt, wenn der Betreiber über eine entsprechende Erlaubnis verfügt. Diese gilt auch nur für Spieler, die dort wohnen oder ihren regelmäßigen Aufenthaltsort haben. Außerhalb dieses Bereichs gibt es in Deutschland keine legalen Angebote.
Banken und Payment Service Provider, darunter auch deutsche Institute, haben darüber offenbar jahrelang hinweggesehen. Demzufolge konnte die Branche allein im Jahr 2017 in Deutschland zwei Milliarden Euro umsetzen.
Die Institute haben die Zahlungen an die Betreiber, die häufig in Malta oder Gibraltar sitzen, transferiert. Sind diese Transaktionen legal? Zumindest ist die rechtliche Grundlage zweifelhaft. Von daher gibt es eine juristische Handhabe.
Konkret: Wer Verluste und Gebühren an einen illegalen Anbieter per Lastschrift gezahlt hat, der kann diesen Auftrag acht Wochen lang ohne Angabe von Gründen stornieren. Sind die acht Wochen verstrichen, liegt der Auftrag aber nicht länger als 13 Monate zurück, bestehen auch hier noch Möglichkeiten, das Geld zurückzufordern.
Ganz generell verjähren die Ansprüche nach drei Jahren. Diese Frist wird immer ab dem 1. Januar 2020 berechnet. So können zum Beispiel Zahlungen nach dem 1. Januar 2017 noch bis zum 31. Dezember 2020 zurückgefordert werden. Allerdings existiert kein »Königsweg«. Jeder Fall muss individuell bewertet werden.
Auf diesem Wege konnte für die Spieler eine finanzielle Entlastung geschaffen werden. Dabei sind fünfstellige Verluste fast die Regel. Wenn man bedenkt, dass viele Glücksspielsüchtige eine Familie haben, dann ist oftmals die ganze Familie ohne ihr Wissen mit in den Ruin gezogen worden. Vor diesem Hintergrund sollte man sich die Bestrebungen der anderen Bundesländer genauer ansehen, die offenbar ab Mitte 2021 Glücksspielangebote zulassen wollen.
Der Autor ist Rechtsanwalt der Anwaltskanzlei Warschkow in Gelsenkirchen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.