Bald weibliche Dienstgrade?
Das Verteidigungsministerium bereitet nach langem Zögern eine Einführung weiblicher Dienstgrade vor. Einen entsprechenden Vorschlag hat die Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer vorgelegt, Kommen damit etwa «Feldwebelin», «Bootsfrau» oder «Oberstleutnantin»?
Die Diskussion gibt es so lange wie Frauen in den Streitkräften sind. Bis ins Jahr 2001 konnten sie sich nur im Militärmusikdienst oder im Sanitätsdienst verpflichten. Den Weg in die kämpfende Truppe machte erst ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes im Jahr 2000 frei. Nun stehen alle militärischen Laufbahnen offen. Für wenige Verwendungen - wie in den Spezialkräften - sind die körperlichen Eignungstest so schwer zu bestehen, dass es in der Praxis keine Frauen gibt.
Aber mehr als 22 500 Soldatinnen leisten ihren Dienst bei der Bundeswehr. Die Tendenz ist steigend. Damit sind rund zwölf Prozent der insgesamt rund 183 000 Soldaten Frauen. «Frau Major» und «Frau Fregattenkapitän» sind längst in den Alltag der Streitkräfte eingezogen.
«Die Gleichstellung von Frauen und Männern ist durchgängiges Leitprinzip im Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung. Als eine von vielen Fragestellungen ist dabei auch die Frage der sprachlichen Gleichbehandlung seit Längerem Bestandteil von Diskussionen», sagt eine Sprecherin des Ministeriums. Allerdings soll es auch Ausnahmen geben. Die Planungen sehen demnach vor, «die Begriffe Hauptmann und Oberst nicht zu gendern». Es soll also keine Hauptfrau und Oberstin geben, aber eine Oberstleutnantin oder eine Brigadegeneralin.
Die Frauen im Verteidigungsausschuss des Bundestags sehen die Pläne eher skeptisch. Die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl (SPD), sagte über den Umgang mit Frauen in der Bundeswehr, dass sie «noch nicht überall gleichermaßen respektiert» seien. Im Übrigen gebe es in der Bundeswehr ganz andere Sorgen wie fehlende Schutzwesten, zu wenig Stiefel oder leer gefegte Kleiderkammern.
Der Bundeswehrverband ist gegen weibliche Dienstgrade. «Wenn unsere Kameradinnen mehrheitlich Dienstgrade mit einer weiblichen Endung wollten, wäre das sicher eine gute Idee, tatsächlich kennen wir als Verband allerdings fast nur Frauen, die eine solche Änderung ablehnen», sagte Verbandschef André Wüstner.
Die Debatte lenke von den Problemen hinsichtlich moderner Ausrüstung und verbesserter Einsatzbereitschaft ab. Wer auch immer im Ministerium jetzt eine solche Gender-Debatte lostritt, erwecke in der Truppe den Eindruck, endgültig jeglichen Bezug zu den von Mangelverwaltung geplagten Soldaten verloren zu haben.« dpa/nd
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