Mögliche neue Freiräume
Simon Poelchau über die durch Corona verstärkte Einzelhandelskrise
Ein Satz, den man in den letzten sechs Monaten gefühlt Tausend Mal gehört hat: Corona verändert die Art und Weise, wie wir leben. In Sachen Shopping stimmt das auf jeden Fall. Im August waren die Umsätze in den Kaufhäusern um 2,4 Prozent niedriger als vor einen Jahr, während der Onlinehandel boomt, wie das Statistische Bundesamt feststellt. Damit verstärkt die Pandemie einen jahrelangen Trend. Doch ist das unbedingt schlecht?
Natürlich geht es bei der Frage auch um die Absicherung von Hunderttausenden Existenzen. Die Verkäufer*innen in Kaufhäusern brauchen neue, bessere Jobs, die Angestellten bei Onlinehändlern müssen fair bezahlt werden. Und auch ein Konzern wie Amazon muss gemäß des wirklichen Umsatzes und Gewinns Steuern zahlen. Für all das sollte man kämpfen.
Doch muss jeder Konsumtempel bestehen bleiben? Schließlich sind sie nur für jene einladend, die es wollen und es sich leisten können, dort einzukaufen. Gleichzeitig nehmen sie in den Innenstädten viel Platz weg, der für anderes fehlt. Zum Beispiel für die Kreativszene, die wegen der steigenden Immobilienpreise oft an den Stadtrand gedrängt wird. Insofern ist es vielleicht etwas utopisch, aber auch lohnenswert, von möglichen neuen Freiräumen für eine Zeit nach Corona zu träumen.
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