Viel Geld, aber kaum Lernerfolge
Mangelhafte Koordination beschert Berliner Schulen weiterhin schlechte Noten im Bundesvergleich
Auch wenn es an Berlins Schulen in den vergangenen Jahren kleine Fortschritte zu verzeichnen gibt: Im regelmäßig wiederkehrenden Vergleich mit anderen Bundesländern landen sie immer noch verlässlich auf einem der hinteren Plätze. Ob das nun die Schulabbrecherquote betrifft oder die Lese-, Rechtschreib- und Mathekompetenzen der Schüler. Daran ändert auch der Umstand nichts, dass die Hauptstadt mit jährlich 10 400 Euro pro Schüler mehr Geld ins System pumpt als die meisten anderen Länder.
»Geld allein macht nicht glücklich«, sagt dazu Olaf Köller. Der Kieler Bildungsforscher steht an der Spitze der im September vergangenen Jahres von Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) eingesetzten externen Expertenkommission, deren Aufgabe es war zu ergründen, warum das viele Geld, das Berlin in Sachen Bildung in die Hand nimmt, keine substanziellen Erfolge bei den Lernergebnissen der Schüler nach sich zieht - und wie sich die Mängel im System beheben lassen.
»Wir sehen viele gute Ansätze im Land Berlin«, sagt Köller am Mittwoch bei der Vorstellung des Abschlussberichtes. Zugleich würden aber viele Maßnahmen verpuffen, da sie insgesamt kaum »verzahnt« werden. Kommunikation und Abstimmung zwischen den Entscheidungsträgern - etwa in den Bezirken und der Senatsverwaltung - liefen vielfach unkoordiniert. »Schulpolitische Initiativen scheinen häufig eher von der Ad- hoc-Suche nach Lösungen für aktuelle Problemlagen geprägt und weniger von einer zielgerichteten und selbstreflexiven Steuerungsstrategie«, heißt es in dem Abschlussbericht.
Für die Bildungsverwaltung hält der Bericht dabei eine Vielzahl von Empfehlungen parat, damit die Gelder eben »zielgerichteter« eingesetzt werden. So wird unter anderem eine schlüssige Gesamtstrategie und eine verbindliche Einführung forschungsbasierter Förderkonzepte für lernsachwache Schüler angemahnt. Auch die bisherige Vorgehensweise der Schulinspektion gilt als überarbeitungswürdig. Zudem wird die Schaffung eines »Landesinstituts zur Weiterentwicklung der Unterrichtsqualität« empfohlen.
»Wenn ich von Dingen überzeugt bin, kann ich auch Kritik aushalten«, sagt Bildungssenatorin Scheeres, als ihr der Bericht am Mittwoch übergeben wird, und stellt Besserung in Aussicht. So werde die Schulinspektion künftig »anders arbeiten«. Auch die Einrichtung eines Landesinstituts nennt sie »eine gute Idee«. Und ja, auch sie müsse mit Blick auf die empfohlene »passgenaue Fortbildung« der Lehrkräfte feststellen, »dass der Töpferkurs jetzt vielleicht nicht das Wichtigste ist«. Allerdings könne man eine solche Gründung auch »nicht übers Knie brechen«. Überhaupt werde die Umsetzung »einiger Dinge« aus dem Bericht »mehrere Jahre dauern«.
Kritik an dem hundertseitigen Konvolut kommt von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Der Bericht sei »kein großer Wurf« und behandele lediglich »Einzelaspekte«. Es fehle der »systemische Blick auf das große Ganze«, so Berlins GEW-Chef Tom Erdmann. »Zu unserem Bedauern wurde auf die Rahmenbedingungen wie die räumliche und personelle Ausstattung von Kitas und Schulen, die Größe der Gruppen und die Aufgabenfülle der Pädagogen nicht eingegangen.« Dabei sei genau das die Basis für »qualitätsvolle Bildungsarbeit«.
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