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Trump will wieder Wahlkampfauftritte machen
Wahlkampfteam des US-Präsidenten fordert eine zweite TV-Debatte mit Herausforderer Joe Biden
Washington. US-Präsident Donald Trump hat fürs Wochenende die ersten Wahlkampfauftritte seit seiner Covid-19-Erkrankung in Aussicht gestellt. Er wolle am Samstag nach Florida und am Sonntag nach Pennsylvania, sagte Trump in einem Telefoninterview mit dem TV-Sender Fox News. Sein Leibarzt teilte zuvor mit, dass der Präsident die ihm verschriebene Covid-Behandlung abgeschlossen habe und zum Samstag wieder öffentliche Termine absolvieren dürfe.
Trump schränkte zugleich ein, dass man die Veranstaltungen noch organisieren müsse. Florida und Pennsylvania sind wichtige Bundesstaaten für die Präsidentenwahl am 3. November, in denen Trump in Umfragen zurückliegt. Während das Weiße Haus seit Tagen betont, dass Trump keine Krankheitssymptome mehr habe, musste er in dem gut 20-minütigen Interview zwei Mal mitten in einem Satz wegen Problemen mit der Stimme und Husten pausieren.
Max Böhnel ist USA-Korrespondent des »nd« und lebt seit 1998 in New York. Dort arbeitet er für mehrere Publikationen und Radiosender in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Moritz Wichmann ist Redakteur im Onlineressort des »nd«, sein Schwerpunkt sind die USA. Er studierte Politik und Soziologie in Berlin und New York. Ein Teil seiner Familie lebt in den USA.
Oliver Kern ist Redakteur im Sportressort des »nd«. Er studierte einst in einer Kleinstadt in Ohio. Bis heute hält er sich auf dem Laufenden, was politisch in den USA los ist.
Er solle am Freitag wieder getestet werden, sagte Trump, nachdem er die Frage des TV-Moderators Sean Hannity dazu zunächst zwei Mal ignorierte. Trumps Leibarzt Sean Conley machte zuvor nur vage Angaben dazu, warum der Präsident wieder in die Öffentlichkeit dürfe. Der kommende Samstag werde der zehnte Tag nach Trumps positivem Coronavirus-Test am Donnerstag vergangener Woche sein, schrieb Conley in einem Gesundheits-Update. »Ich erwarte die sichere Rückkehr des Präsidenten zu öffentlichen Terminen zu diesem Zeitpunkt.« Conley verwies auch auf »die Kurve bei fortschrittlicher Diagnostik«.
Zehn Tage gelten generell als die Zeit, nach der Corona-Patienten nicht mehr ansteckend sind. Allerdings weisen Experten darauf hin, dass dies vor allem für leichte Fälle gelte und der Zeitraum in Einzelfällen sowie je nach Behandlung unterschiedlich sein kann. »Ich denke nicht, dass ich ansteckend bin«, sagte Trump zuvor am Morgen in einem ersten Telefoninterview mit Fox.
Trump war nach drei Nächten im Krankenhaus am Montagabend ins Weiße Haus zurückgekehrt. Er war unter anderem mit einem experimentellen Antikörper-Mittel sowie mit Steroiden behandelt worden. »Insgesamt hat er sehr gut auf die Behandlung angesprochen«, erklärte der Leibarzt. Es gebe keine Hinweise auf ein Fortschreiten der Krankheit.
Laut Conley lag Trumps Puls am Donnerstagnachmittag bei 69 Schlägen pro Minute und die Sauerstoffsättigung seines Blutes betrug 96 bis 98 Prozent. Das ist ein wichtiger Wert bei Corona-Patienten, weil das Virus die Lunge angreifen kann. Trump war vergangene Woche zusätzlicher Sauerstoff verabreicht worden, nachdem der Sättigungswert unter 94 Prozent gefallen war.
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Conley gab auch bekannt, dass der Präsident 15 bis 17 Atemzüge pro Minute mache und einen Blutdruck von 127 zu 81 habe. Allerdings machte er keine Angaben zu Trumps Temperatur. Zuletzt hatte es stets nur geheißen, dass Trump wieder fieberfrei sei - und Conley gibt nicht heraus, wie hoch das Fieber vergangene Woche in der Spitze war. Der Weiße Haus weigert sich auch zu sagen, wann Trump zuletzt einen negativen Corona-Test hatte. Der Leibarzt stellte sich seit Trumps Entlassung aus der Klinik nicht mehr Fragen von Journalisten.
Auch von Trump sah man seitdem nicht viel. Der Präsident veröffentlichte lediglich drei kurze Videos bei Twitter. Darin nannte er unter anderem seine Erkrankung »Gottes Segen«, weil er dadurch auf die Antikörper-Therapie als »Heilmittel« gestoßen sei.
Trumps Wahlkampfteam forderte am Donnerstag, dass seine zweite TV-Debatte mit Biden wie ursprünglich geplant mit Anwesenheit beider Kandidaten am nächsten Donnerstag über die Bühne gehen soll. Dafür müsste die Kommission, die die Debatten veranstaltet, allerdings ihre Entscheidung zurücknehmen, das Duell online durchzuführen.
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Trump hatte erklärt, dass er an einer Debatte über das Internet nicht teilnehmen werde - mit der Begründung, dass Biden dann Antworten vom Bildschirm ablesen könne. Der Präsident liegt in landesweiten Umfragen deutlich hinter Biden zurück. Der Abstand vergrößerte sich nach Trumps aggressivem Auftreten in der ersten Debatte vergangene Woche und seiner Corona-Infektion.
Die Kommission hatte an Donnerstagmorgen angekündigt, dass die Debatte übers Internet statt mit Anwesenheit von Trump und Biden in Miami laufen solle. Nachdem Trump seine Teilnahme absagte, setzte der TV-Sender ABC eine Fragestunde Bidens mit Wählern für den Tag an. dpa/nd
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