Facebook verbietet Holocaust-Leugnung

Internetkonzern begründet Schritt mit »Zunahme des Antisemitismus« / Lob von jüdischen Organisationen für Kurswechsel

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New York. Facebook will künftig Inhalte löschen, durch die der Holocaust geleugnet oder falsch dargestellt wird. Nutzer sollen zudem bei der Suche nach Begriffen mit Bezug zum Holocaust »zu glaubwürdigen Informationen außerhalb von Facebook« weitergeleitet werden, teilte das US-Unternehmen am Montag mit. Dem Internetgiganten war lange vorgeworfen worden, nicht entschlossen genug gegen Holocaust-Leugner und andere Hass-Inhalte vorzugehen.

Facebook-Managerin Monika Bickert begründete die Entscheidung mit der »Zunahme des Antisemitismus« und der »alarmierenden Unwissenheit über den Holocaust, insbesondere unter jungen Menschen«. Bickert führte eine Umfrage an, der zufolge fast ein Viertel der jungen Erwachsenen in den USA der Auffassung ist, der Holocaust sei ein Mythos oder werde übertrieben dargestellt.

Das Vorgehen gegen Holocaust-Leugnung ist laut Bickert Teil der Bemühungen des Unternehmens, Hass und Hetze im Netz zu bekämpfen. Der Wandel werde jedoch Zeit brauchen, erklärte die Managerin. »Die Durchsetzung dieser Richtlinien kann nicht über Nacht erfolgen.« Prüfer und Systeme müssten zunächst in der Anwendung geschult werden.

Zuckerberg irritierte mit Äußerung

Holocaust-Überlebende hatten im Juli eine Kampagne gegen Botschaften in dem Onlinenetzwerk gestartet, in denen der von den Nazis verübte Völkermord an den Juden geleugnet wird. An der Aktion unter dem Schlagwort »#NoDenyingIt« (»Es lässt sich nicht leugnen«) beteiligten sich unter anderem Anne Franks Stiefschwester Eva Schloss und der französische »Nazi-Jäger« Serge Klarsfeld.

Noch vor gut zwei Jahren Facebook-Chef Mark Zuckerberg massive Kritik auf sich gezogen, als er in einem Interview erklärte, er wolle Beiträge von Holocaust-Leugnern weiterhin nicht grundsätzlich von der Plattform verbannen. Er selbst sei Jude und finde es zutiefst beleidigend, sagte er damals dem Technologieblog »Recode«. »Aber am Ende glaube ich nicht, dass unsere Plattform das herunternehmen sollte, weil ich denke, dass es Dinge gibt, bei denen verschiedene Menschen falsch liegen. Ich denke nicht, dass sie absichtlich falsch liegen.

«Doch das kann nur der Anfang sein»

Die israelische Regierung und jüdische Organisationen begrüßten Facebooks Entscheidung. Auf dem Twitter-Account des israelischen Außenministeriums hieß es am Dienstag, dies sei ein wichtiger Schritt. «Holocaust-Leugnung ist keine Frage historischer Debatten, sondern die bösartigste Form von Antisemitismus.»

Die Konferenz der Europäischen Rabbiner (CER) nannte die Entscheidung von Facebook längst überfällig. «Doch das kann nur der Anfang sein», sagte der CER-Vorsitzende und Oberrabbiner von Moskau, Pinchas Goldschmidt in einer Erklärung. «Zu sehr wütet gerade in Zeiten von Corona der Online-Antisemitismus und Rechtsextremismus in sozialen Netzwerken und vergiftet den gesellschaftlichen Zusammenhalt.» Facebook und andere Plattformbetreiber hätten noch «einen weiten Weg zu gehen, um diesem stumpfen Hass Einhalt zu gebieten».

Der Exekutiv Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees (IAK), Christoph Heubner, sprach der Facebook-Entscheidung «angesichts der weltweiten Gewaltbereitschaft von Antisemiten» eine große symbolische Bedeutung zu. «Es ist gut, dass Marc Zuckerberg letztendlich doch die Bedeutung seiner Macht und die verbale und reale Existenz rechtsextremen und antisemitischen Hasses realisiert hat», sagte er dem IAK zufolge. Agenturen/nd

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