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Eigenanteil erneut gestiegen
Rund um die Pflege
Wie aus einer Erhebung zu entnehmen ist, betrug im Januar 2018 der Eigenanteil der Heimbewohner noch 1772 Euro pro Monat. Die finanziellen Belastungen schwanken allerdings in den Bundesländern. Spitzenreiter ist Nordrhein-Westfalen mit durchschnittlich 2405 Euro, gefolgt von Baden-Württemberg (2354 Euro) und dem Saarland (2341 Euro). Am günstigsten ist es für Pflegebedürftige in einer stationären Einrichtung in Sachsen-Anhalt: Sie müssen im Schnitt 1436 Euro für ihren Heimplatz dazuzahlen.
Der Eigenanteil, den Pflegebedürftige und ihre Angehörigen zahlen müssen, setzt sich zusammen aus Investitionskosten, Geld für Unterkunft und Pflege sowie dem Einrichtungseinheitlichen Eigenanteil (EEE) für die Pflegegrade 2 bis 5. Nicht eingerechnet sind bei den Angaben des VDEK die Ausbildungsumlage und individuelle Ausbildungskosten, die in den Einrichtungen anfallen.
Während die Investitionskosten im Bundesschnitt von 463 Euro im Januar 2018 auf 455 Euro zum Stichtag 1. Juli 2020 sanken, stieg der EEE im gleichen Zeitraum von 593 Euro auf 786 Euro. Die Kosten für Unterkunft und Pflege kletterten von 716 Euro auf durchschnittlich 774 Euro.
Vor dem Hintergrund der steigenden Eigenanteile fordern Sozialverbände eine grundlegende Finanzreform in der Pflege. Viele Heimbewohner können den Eigenanteil nicht mehr aufbringen und müssen dann Sozialhilfe in Anspruch nehmen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts in Wiesbaden benötigen bundesweit 36 Prozent aller pflegebedürftigen Heimbewohner Sozialhilfe, weil sie nicht aus eigener Kraft Unterbringung und Versorgung bezahlen können.
Nach den vorliegenden Zahlen werden bundesweit 876 867 Plätze für Pflegebedürftige in Pflegeheimen angeboten. 318 580 Heimbewohner sind auf Sozialhilfe vom Staat angewiesen, damit sie ihren Eigenanteil an das Heim entrichten können.
Bisher übernimmt die Pflegeversicherung nur einen Teil der Kosten für die Pflege, während die pflegebedürftigen Menschen selbst ständig steigende Eigenanteile tragen müssen. Gefordert wird daher unter anderem eine doppelte Pflegegarantie, um den Eigenanteile zu senken und dauerhaft zu deckeln. Zukünftig solle die Pflegeversicherung alle darüber hinaus gehenden Pflegekosten übernehmen.
»Wir brauchen endlich eine Pflegevollversicherung, in der alle pflegebedingten Leistungen übernommen werden«, fordert Pia Zimmermann, Sprecherin für Pflegepolitik der Linksfraktion. Mit einer solidarischen Gesundheits- und Pflegeversicherung, in der alle Einkommensarten herangezogen werden - nicht nur Erwerbseinkommen, sondern auch Mieteinkünfte und Kapitalerträge - könne man das System der Gesundheit und Pflege endlich solide finanzieren und diese Aufgaben gesellschaftlich sicherstellen.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn wollte ursprünglich seine Reformpläne zur Pflege in diesem Sommer vorstellen. Doch aufgrund der Corona-Krise will er nun im Herbst zunächst einen »Kassensturz« vornehmen und dann die Reformdiskussion neu starten. epd/nd
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