Vom Staatenbund allein gelassen

Sebastian Bähr über die Generalamnestie in Rojava

  • Sebastian Bähr
  • Lesedauer: 1 Min.

Nach der ersten Herkulesaufgabe - der militärischen Bezwingung des »Islamischen Staates« - stand das nordsyrische Rojava vor der zweiten: inmitten von Bürgerkrieg, Embargo und türkischen Invasionen einen Umgang mit Tausenden IS-Gefangenen samt ihren fanatischen Angehörigen zu finden. Trotz zahlreicher Hilferufe und Appelle ließ die internationale Staatengemeinschaft die autonome Selbstverwaltung jedoch weitestgehend alleine. Kaum ein Staat wollte »seine« ausgereisten IS-Kämpfer zurückholen oder den Institutionen vor Ort bei der Häftlingsversorgung und komplizierten Rechtssprechung helfen. Die Folge waren Gewalt und menschenunwürdige Lebensbedingungen in den Lagern, eine fortschreitende Radikalisierung der Kinder der IS-Familien sowie die Überforderung der Behörden. Um den Druck zu verringern, haben diese nun eine umfangreiche Amnestie erlassen.

Die Probleme hören damit jedoch nicht auf. Deradikalisierungs- und Bildungsprogramme müssen finanziert, Gerichte bei der rechtsstaatlichen Verurteilung der verbliebenen Häftlinge unterstützt, für Ausländer weiterhin Lösungen gefunden werden. Dass hier gerade die Bundesregierung vor der eigenen Verantwortung die Augen verschließt, ist beschämend - und trägt nicht zu einer friedlichen Entwicklung in der Region bei.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.