Nicht für die Wirtschaft

Simon Poelchau ist im Zweifel für einen zweiten Lockdown

  • Simon Poelchau
  • Lesedauer: 2 Min.

Bei der Pressekonferenz nach dem Coronagipfel von Bund und Ländern sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel einen Satz, der einen daran zweifeln lässt, warum man das ganze Social Distancing machen soll: »Was der Gesundheit dient, dient also auch dem wirtschaftlichen Ablauf.« Sollen wir uns also jetzt nicht vornehmlich unserer Gesundheit und der unserer Lieben wegen beschränken, sondern damit wir weiter arbeiten und konsumieren können?

Der Verdacht liegt nahe, denn die Unternehmenslobby warnt unüberhörbar vor einem zweiten Lockdown. Und auch Corona-Möchtegern-Hardliner Markus Söder sieht wegen der Coronakrise schon den europäischen Wohlstand in Gefahr. Doch warum igeln wir uns nicht ein zweites Mal ein? Natürlich bräuchte es wieder Hilfspakete, doch diesmal endlich für die kleinen Betriebe, Kneipen, Hotels und Restaurants und die Menschen statt für die Konzerne. Trotz der anfänglichen Hiobsbotschaften ist das für den Staatshaushalt verkraftbar. Die Finanzkrise 2007/08 hat ihn weitaus mehr belastet als Corona bisher. Zudem sagt selbst der Internationale Währungsfonds, dass ein Lockdown weniger schädlich für die Konjunktur ist, als alles mehr oder weniger reduziert weiterlaufen zu lassen, weil die Menschen allein aus Angst vor einer Infektion lieber zu Hause als im Restaurant essen.

Denn das Virus kann man sich auch auf der Arbeit oder in der Kneipe vor 23 Uhr einfangen. Das Beherbergungsverbot ist auch irrsinnig. Warum also nicht lieber wieder für kurze Zeit eine Vollbremsung machen? Vielleicht schaffen wir es damit, die Infektionszahlen so weit nach unten zu senken, dass die Kneipen nach Mitternacht wieder offen sein können. Einen Versuch ist es wert. Denn der Konjunktur kann man immer zu neuem Leben verhelfen. Toten nicht.

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