Alarmstufe Rot

Bildungsgewerkschaft kritisiert den späten Start des Corona-Stufenplans an Berlins Schulen

  • Rainer Rutz
  • Lesedauer: 3 Min.

Die drastisch steigende Zahl der Corona-Fälle in der Hauptstadt bereitet der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) zunehmend Kopfzerbrechen. »Die Kolleginnen und Kollegen an den Schulen sind hochverunsichert«, sagt Berlins GEW-Vorsitzender Tom Erdmann mit Blick auf das Ende der Herbstferien in knapp einer Woche zu »nd«. Denn während der rot-rot-grüne Senat aller Voraussicht nach an diesem Dienstag erneut die Infektionsschutzverordnung verschärfen wird, heißt es aus dem Hause von Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) schließlich: Jetzt mal nicht in Hektik verfallen.

Zwar gibt es inzwischen für die Schulen den sogenannten Corona-Stufenplan, mit dem auf das Infektionsgeschehen flexibel reagiert werden soll. Doch dieser Plan wird erst eine Woche nach dem Ende der Herbstferien greifen. Ab kommenden Montag wird somit zunächst wie vor den Ferien im Regelbetrieb - der Alles-im-Lot-Stufe Grün - unterrichtet. Für Gewerkschafter Erdmann ist das nur schwer nachvollziehbar: »Viele Lehrkräfte erwarten, dass wir am kommenden Montag mit Stufe Rot, der höchsten Alarmstufe, in den Unterrichtsbetrieb starten sollten« - und das hieße, mit einem Mix aus Präsenzunterricht und Daheimbeschulung.

Rote Brause - der Berlin-Podcast

Was war letzte Woche noch mal wichtig in Berlin? Plop und Zisch! Aufgemacht! Der Podcast „Rote Brause“ liefert dir alle wichtigen News aus der Hauptstadtregion in nur 15 Minuten. 

Schulen seien zwar ganz offenbar nicht der Treiber der Pandemie, so Erdmann. »Aber viele Lehrkräfte sind ebenso wie Schülerinnen und Schüler für ihren Arbeits- beziehungsweise Schulweg auf den ÖPNV angewiesen.« Spätestens nach den Herbstferien sei damit die ganze Stadt wieder in Bewegung. Zu allem Überfluss komme hinzu, »dass einzelne Gesundheitsämter wie das in Neukölln beim Thema Infektionskettennachverfolgung schon die Hufe gestreckt haben«.

Auch Landeselternsprecher Norman Heise sieht das Problem, sagt aber: »Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust.« Natürlich wäre es angesichts der alarmierenden Zahlen an täglichen Neuinfektionen »wünschenswert, wenn die Schulen bereits am kommenden Montag mit dem Stufenplan starten könnten«, so Heise zu »nd«. Aber es seien nun einmal Herbstferien, auch Lehrkräfte und Schulleitungen würden Urlaub machen. »Aus organisatorischen Gründen verstehe ich, dass eine Änderung des Zeitplans für den Stufenplan so schnell nicht geht.« Zumal ja auch nicht nur das Geschehen im Bezirk eine Rolle spielen soll, an welcher Schule welche Gefahrenstufe ausgerufen wird, sondern auch die konkrete Infektionslage unter den betreffenden Schülern und Lehrkräften sowie die baulichen und sonstigen Rahmenbedingungen vor Ort.

Die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus, Regina Kittler, bringt unterdessen ein teilweises Vorziehen des Stufenplans ins Spiel: »Die Frage wäre, ob in den Corona-Brennpunktgebieten wie Neukölln, Mitte oder Friedrichshain-Kreuzberg nicht schneller reagiert werden muss.« Kittler kritisiert zudem die vorgelegte Handlungsanleitung der Senatsbildungsverwaltung in einem wesentlichen Punkt: der sogenannten Kohortenregelung. Erst ab der höchsten Stufe Rot ist hier vorgeschrieben, dass der Unterricht in festen Gruppen durchgeführt wird. »Das müsste weitaus früher greifen«, sagt Kittler.

In der Bildungsverwaltung steht ein Vorziehen oder Anpassen des Stufenplans indes aktuell nicht zur Diskussion. »Es bleibt bei dem bisher bekannt gegebenen Vorgehen und dem Stufenplan«, teilt Scheeres’ Sprecherin Iris Brennberger auf nd-Anfrage mit.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.