- Politik
- Donald Neeley
Vorgeführt
Personalie: Der Schwarze Donald Neeley wurde in Galveston im US-Bundesstaat Texas wegen Hausfriedensbruch verhaftet und von beritten Polizisten zu Fuß und an einem Strick gebunden abgeführt
Es ist eine Szene, die sofort an Gewalt gegen Sklaven und an Lynchmorde in der Geschichte der USA denken lässt. Im August 2019 wurde der Schwarze Obdachlose Donald Neely in Galveston im Bundesstaat Texas von zwei Polizisten festgenommen, weil er widerrechtlich das Grundstück eines Bürogebäudes betreten hatte. Neely wurde mit Handschellen abgeführt, an denen ein Strick angebunden wurde. Während die Polizeibeamten auf Pferden ritten, musste er nebenher trotten.
Nun hat Neely, der wieder auf freiem Fuß ist, die Stadt Galveston auf eine Entschädigung in Höhe von einer Million US-Dollar verklagt. In der Klageschrift bezeichnete der 44-Jährige, der an mentalen Problemen leidet, das Vorgehen gegen ihn als »extrem und ungeheuerlich«. Er habe nicht nur physische Verletzungen erlitten, sondern war auch großem emotionalen Stress ausgesetzt. Für ihn habe es sich so angefühlt, als werde er von denen, die ihn eigentlich schützen sollten, vorgeführt wie derart einst Sklaven. Es gehe Neely nicht nur um Geld, sagt seine Anwältin gegenüber US-Medien. Neely, der psychotherapeutische Hilfe bekomme und dabei sei, sein leben zu ordnen, wolle erreichen, dass kein Mensch in den USA so behandelt werde.
Dass das Verhalten der Polizisten zwar legal, aber dennoch verwerflich war, hatte der Polizeichef von Galveston umgehend eingeräumt, sich bei Neely entschuldigt und die Praxis ab sofort verboten. Auch die Beamten, die Neely damals abführten, waren sich der Symbolik bewusst. Auf veröffentlichten Aufnahmen der Körperkameras, die sie im Einsatz trugen, ist zu hören, wie einer der beteiligten Polizisten mehrmals sagt, dies werde »richtig schlecht aussehen«, als der Strick angebracht wurde.
Die Empörung war dann auch groß, nachdem Video- und Fotoaufnahmen von der Verhaftung online zu sehen waren. Eine Anklage gegen Neely wegen Hausfriedensbruchs wurde vor Gericht abgewiesen. Über seine Klage gegen die Stadt Galveston wird im Januar entschieden. Alexander Isele
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.