Billige Problemverschiebung

Sebastian Bähr über Abschiebungen von Straftätern nach Syrien

  • Sebastian Bähr
  • Lesedauer: 1 Min.

Eine Debatte wie nach dem Drehbuch: Nach einer mutmaßlich islamistisch motivierten Messerattacke in Dresden fordern nun alle möglichen Unionspolitiker wieder einmal leichtere Abschiebungen nach Syrien. Mit derlei erwartbarem Gepoltere ignorieren sie dabei nicht nur wissentlich die Lageeinschätzung des Auswärtigen Amtes - sie instrumentalisieren gleichzeitig auch den abscheulichen Angriff für ihre politischen Ziele. Dass sie damit ebenfalls noch vom Versagen der sächsischen Sicherheitsbehörden - der Angreifer war als Gefährder bekannt und stand unter Aufsicht - ablenken können, umso besser. Die Forderung bleibt dennoch falsch wie gefährlich.

Deutschland würde das Problem schließlich so nur weitergeben. Im Kriegsland Syrien wäre es nicht unwahrscheinlich, dass Abgeschobene in Assads Folterkellern landen oder sich erneut islamistischen Gruppen anschließen könnten. Der Region hätte man damit keinen Dienst erwiesen.

Auch, wenn es »lästig« scheint: Islamistische Straftäter müssen hier vor Gericht gestellt und in einem fairen Prozess verurteilt werden. Dazu braucht es umfangreiche Bildungs- und Deradikalisierungsprogramme innerhalb und außerhalb der Haftanstalten. Ausweisungen helfen nicht gegen den islamistischen Terror - sie machen ihn womöglich sogar schlimmer.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -