Werbung

Proteste gegen Frankreich weiten sich aus

Macron wehrt sich im Streit um Mohammed-Karikaturen gegen Einmischung in innere Angelegenheiten

  • Lesedauer: 2 Min.

Im Streit um Karikaturen des Propheten Mohammed wehrt sich Frankreich gegen wachsende Kritik aus Teilen der muslimischen Welt. »Mit welchem Recht mischen sich ausländische Mächte in unsere inneren Angelegenheiten ein?«, frage Innenminister Gérald Darmanin am Dienstag im Sender France Inter. »Frankreich ist zu einem Ziel geworden, wie viele westliche Demokratien, die die Meinungsfreiheit verfechten (...)«, sagte er.

Staatschef Emmanuel Macron hatte mehrfach die Meinungsfreiheit und das Veröffentlichen von Karikaturen verteidigt - zuletzt bei der Gedenkfeier für den von einem mutmaßlichen Islamisten enthaupteten Lehrer Samuel Paty. Der hatte im Unterricht Mohammed-Karikaturen als Beispiel für Meinungsfreiheit gezeigt. Vor allem streng gläubige Muslime lehnen eine bildliche Darstellung des Propheten ab, explizit verboten ist sie im Koran nicht.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan forderte dazu auf, französische Waren zu boykottieren. Die EU verurteilte den Boykottaufruf scharf. Ein solcher Appell werde die Türkei noch weiter von der EU entfernen, warnte ein Sprecher der EU-Kommission.

Die pakistanischen Taliban riefen Muslime weltweit auf, Beleidigung des Propheten zu rächen. In Bangladesch protestierten Tausende gegen Macron. Bilder zeigten, wie Demonstranten die französische Flagge und Bilder von Macron verbrannten. Saudi-Arabien verurteilte die Zeichnungen als beleidigend. »Saudi-Arabien lehnt jeden Versuch ab, Islam und Terrorismus in Verbindung zu bringen«, so das Außenministerium in Riad. Irans Außenministerium bestellte den Geschäftsträger der französischen Botschaft ein. »Wir haben in dem Treffen jegliche Beleidigung des Propheten und dementsprechend auch die Aussagen der französischen Offiziellen aufs Schärfste verurteilt«, so das Ministerium. Außenminister Mohammed Dschawad Sarif hatte bereits den Westen im Zusammenhang mit den Karikaturen kritisiert. »Muslime sind die Hauptopfer der ›Hasskultur‹, die von Kolonialmächten gestärkt und von ihrer eigenen Klientel exportiert wird«, twitterte er.

Dutzende französische Internetseiten seien Ziele von Hackerangriffen geworden, so die Agentur AFP am Montagabend. Es sei islamistische Propaganda zu lesen gewesen.

Das französische Außenministerium veröffentlichte indes Sicherheitshinweise für mehrere mehrheitlich muslimische Länder, darunter die Türkei, Indonesien und Iran. Es wird empfohlen, größte Wachsamkeit zu wahren.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.