Monster des nationalen Wahns

Peter Steiniger zur Debatte über ein Verbot der Grauen Wölfe

  • Peter Steiniger
  • Lesedauer: 1 Min.

Gute Gründe für ein Verbot der gewaltaffinen rechtsextremen Grauen Wölfe, wie es Frankreich nun ankündigt, gibt es von vornherein. Die Schmierereien an der Lyoner Gedenkstätte für die Opfer des Genozids an den Armeniern boten nun Anlass zum Handeln. Es geht um ein Monster, das der Westen mit gezeugt hat und weiter nährt. Die Eindämmung der paramilitärischen Bewegung und ihrer Ideologie lässt sich nicht dekretieren. Sie kann nur in einem langen Prozess und gemeinsam mit jenen Menschen türkischer Herkunft gelingen, die sich der islamistischen Spielart des Faschismus am Bosporus entgegenstellen. Die Entscheidung ist ein Symbol und hilft, seinen Netzwerken ihr Treiben zu erschweren. Dass Ankara nicht amüsiert ist, sagt etwas über die Lage in der Türkei und darüber aus, was Frankreich selbst über Jahrzehnte versäumt hat.

Der Vorgang macht zugleich Berlins Lavieren gegenüber der Erdogan-Türkei umso deutlicher sichtbar. Die deutsche Justiz leistet ihr Hilfsdienste, deutsche Waffen gehen an einen Potentaten, dem auch die mit den Grauen Wölfen verbandelte MHP die Macht sichert. Ein Verbot ihrer Ableger in Deutschland ist überfällig. Das zielt nicht auf »den Islam« oder »die Türken«, sondern den Exzess religiösen und nationalistischen Wahns.

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