Nur dauerhafter Protest hilft

Der harte Kampf von Tennis Borussia um politische Botschaften im Fußball

  • Ulrich Peters
  • Lesedauer: 3 Min.
Auch die Kampagne des Berliner Fußball-Verbandes unterstützt TeBe natürlich – will aber mehr machen.
Das Bannerbild zur BFV-Kampagne bei: Berlin gegen Nazis
Auch die Kampagne des Berliner Fußball-Verbandes unterstützt TeBe natürlich – will aber mehr machen. Das Bannerbild zur BFV-Kampagne bei: Berlin gegen Nazis

Auch der Berliner Fußballverein Tennis Borussia befindet sich seit dem 2. November in einer vierwöchigen, pandemiebedingten Auszeit. Trotz der Saisonunterbrechung ist der Regionalligist aktiv und Präsentierte der Öffentlichkeit am Mittwoch ein neues Trikot, das im Nackenbereich den Schriftzug »Black Lives Matter« trägt.

Das unterstützt nicht jeder. Der für die Liga zuständige Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) sieht in diesem Aufdruck einen Verstoß gegen die Statuten und verweigert eine Genehmigung zum Tragen. Paragraph 25 der Spielordnung des NOFV regelt die allgemeinverbindlichen Vorschriften über Beschaffenheit und Ausgestaltung der Spielkleidung. Keine Genehmigung zum Tragen im Spielbetrieb bekommen demnach Trikots, die Werbung für politische Gruppierungen machen oder aber mit politischen Aussagen versehen werden. Als solch ein Statement wertet der NOFV den »Black Lives Matter«-Aufdruck, wie der im Verband für den Spielbetrieb verantwortliche Mitarbeiter Till Dahlitz gegenüber »nd« bekräftigt.

Wenn auch formal korrekt, hätte sich der für sein antirassistisches und antisexistisches Engagement bekannte Verein aus dem Bezirk Charlottenburg gerade hier doch mehr Entgegenkommen gewünscht. »Eine Aussage wie ›Black Lives Matter‹ sollte in unseren Augen Konsens sein«, findet Tobias Schulze, Pressesprecher von Tennis Borussia. Unverständnis über die verweigerte Genehmigung kommt auch von den Anhänger*innen des Vereins. »Die Idee zur Aktion kam aus der Fanszene«, so Schulze: »Die Leute, die das initiiert haben, können die Entscheidung des Verbandes nicht nachvollziehen.«
Gegen eine Positionierung an sich hat der Verband laut Till Dahlitz allerdings gar nichts einzuwenden. »Auch der NOFV stellt sich gegen Rassismus und wir sind gewillt gemeinsame Aktionen mit den Vereinen zu unterstützen.« Selbst im Rahmen der Spielordnung darf jeder Verein nach Rücksprache mit dem Verband eine einmalige Sonderaktion auf dem Trikot durchführen. »Das wäre eine Möglichkeit, um mit dem Schriftzug im Ligabetrieb aufzulaufen«, stellt Dahlitz klar. Ein solches Angebot sei Tennis Borussia gemacht worden, blieb aber bisher unbeantwortet.

Nicht wenigen im Verein gehen solche Angebote jedoch nicht weit genug. »Es reicht nicht aus, einmal kurz zu protestieren. Damit sich etwas verändert, müssen wir dauerhaft dranbleiben«, betont Nathaniel Amamoo. Der 23-jährige Stürmer des Aufsteigers und aktuell Tabellenvorletzten Tennis Borussia nahm am 6. Juni selbst an der großen »Black Lives Matter«-Demo in Berlin teil. An diesem Tag protestierten auf dem Alexanderplatz mehrere Tausend Menschen gegen Rassismus und Polizeigewalt.

Die Hoffnung, das Trikot tatsächlich auch auf dem Spielfeld tragen zu können, hat der Verein aber noch nicht aufgegeben. Grund dafür sind laut Schulze »positive Signale« vom Berliner Fußballverband (BFV). »Wir gehen aktuell davon aus, dass wir im Landespokal in den Trikots auflaufen können.« Auch in Fragen der dauerhaften politischen Positionierung im Stadion konnten sich Verein und BFV schon einmal annähern. Am vergangenen Sonntag hat Tennis Borussia, gemeinsam mit dem Ligakonkurrenten Berliner Athletik Klub 07 die vom BFV und der Mobilisierungsplattform »Berlin gegen Nazis« getragene Mitmachkampagne »Kein Platz für Rassismus« eröffnet. Ein Ziel ist es, in möglichst vielen Stadien dauerhaft Banner anzubringen, auf denen sich Klubs mit ihrem Logo gegen Rassismus positionieren. Bisher beteiligen sich mehr als 20 Berliner Vereine an dieser Aktion und machen deutlich, dass die Motivation gegen Rassismus aktiv zu werden groß ist.

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