Schmutzige Weste

Der Ex-UCK-Mann Hashim Thaci tritt als Präsident des Kosovo zurück

  • Roland Zschächner
  • Lesedauer: 2 Min.

Er wolle nicht als Präsident des Kosovo nach Den Haag gehen, begründete Hashim Thaci am Donnerstag in Pristina seinen Rücktritt. Kurz zuvor hatte das Tribunal bekannt gegeben, dass es gegen den ehemaligen UCK-Kommandeur Anklage erhebt. Neben Thaci geht die Justiz gegen weitere kosovarische Spitzenpolitiker wie den früheren UCK-Sprecher Jakup Krasniqi und Ex-Geheimdienstchef Kadri Veseli vor.

Die Liste der Vorwürfe gegen Thaci umfasst Mord, Folter und das Verschwindenlassen von Menschen. Außerdem werfen ihm die Ermittler vor, die Arbeit des Tribunals behindert zu haben. Bereits im Juli musste Thaci einer Vorladung nach Den Haag folgen. Seither wird von den ehemaligen Separatisten der UCK immer wieder erklärt, sie würden es nicht zulassen, dass die Geschichte des Kosovo-Kriegs umgeschrieben wird. Sie sehen sich darin als Helden, die gegen den serbischen Aggressor kämpften.

Die weiße Weste, die sich Thaci und die Seinen gern bescheinigen, ist ein Mythos. Ihre Gräueltaten hielt die frühere Chefanklägerin des Jugoslawien-Tribunals, Carla Del Ponte, in ihren Memoiren fest. Sie finden sich im 2010 für den Europarat verfassten Bericht des Schweizer Sonderermittlers Dick Marty. Demnach war Thaci der Kopf der Drenica-Gruppe, verantwortlich für Auftragsmorde, Menschenhandel und andere Schwerverbrechen. An einem Ort in Nordalbanien wurden Gefangenen sogar Organe entnommen, um diese anschließend auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Mit viel Geld baute Thaci seine Stellung in der UCK aus und konnte ein Netzwerk flechten, das ihm den Weg bis ins Präsidentenamt des Kosovo ebnete.

Lange blieb Thaci ungeschoren. Doch seit sich die USA auf dem Balkan immer klarer gegen die Interessen der EU stellen, wird die Luft für Washingtons Günstling dünn. Brüssel, von wo aus das Kosovo-Tribunal kontrolliert wird, will sich von ihm nicht länger auf der Nase herumtanzen lassen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.