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- Fußball im Osten
Peter Ducke, rette die Welt!
BALLHAUS OST: Frank Willmann blickt auf den Fußball zwischen Leipzig, Łódź und Ljubljana
Remember, November. Das Thermometer zeigt 2 Grad, feuchte Nebel ziehen über Berlin, die Katze hat keinen Bock, auf dem Balkon die letzten trägen Singvögel zu jagen.
Eididei, die schönste Fußballguckjahreszeit ist angebrochen. Ach, wie wohlig ließ es sich angehen, schön eingemummelt in die Lieblingsfarben unseres Leib- und Magenteams in einem romantisch zugigen Stadion der vierten Liga zuzuschauen. In Gedanken schon auf dem Sofa dösend, unter der Kuscheldecke des Schmerzes, weil uns wieder mal der Schiedsrichter den Spaß versaut oder einer unserer liebsten viertklassigen Balltreter statt des Tores einen einsam fliegenden Raben anvisiert hatte.
In seiner Kolumne "Ballhaus Ost" blickt Frank Willmann alle zwei Wochen auf die Geschehnisse im Ostfußball - das wilde Treiben in den Stadien zwischen Leipzig, Łódź und Ljubljana.
Alle Texte finden sie unter dasnd.de/ballhaus
Aber, aber: Die vierte Liga ist ausgesetzt. Man sollte ein paar Zeitreisende in die Vergangenheit schicken, um zu verhindern, dass dieser schreckliche Corona-Klamaukfetzen je gedreht wird. Beim Fußballschuh des Peter Ducke! Gestern war ich schon zum fünften Mal in diesem Herbst Pilze suchen. Wo soll das noch hinführen? Pilze, Pilze, Pilze - die erzeugen nur unnütze Kohlenstoffmasse. Sagt mein innerer Bundestrainer.
Und Woche für Woche Bayern München beim Einholen der 99. Meisterschaft in Folge will ich auch nicht zusehen. Dass Getue der Bayern ist doch nichts als Körperverletzung mit anhaltender Todesfolge des Vereinsfußballs.
Zurück zu Peter Ducke. Kennt ihn heute noch jemand? Peter Ducke hatte seinen eigenen Kopf! Machte sich in der DDR nicht so gut. Ducke, der Ballstreichler, liebte zehnwöchige Sperren wegen Ausrastern und zeigte Zahn, wenn irgendjemand seine Gottgleichheit anzweifelte. Er war schneller als ein VW-Golf, seine spektakulären Tore ließen uns kurz an die Überlegenheit des DDR-Sozialismus glauben, alle liebten ihn, er war unser »Schwarzer Peter«. Solche anspielungsreichen Spitznamen bauten auch nur DDR-Fußballfans.
Im besten Fußballalter schickte ihn Jenas spaßferner Jungtrainer Hans Meyer in die Produktion (damals ein geflügeltes Wort zur Beschreibung eines in Ungnade gefallenen Menschen), wahrscheinlich ertrug Meyer die Gegenwart dieses lebenden Buddhas der fußballernden Schönheit nicht.
Duckes Fußball- und Lebenskonzept bestand dereinst ein bisschen darin, drei Dutzend sogenannte Fußballer-Darsteller auf einmal durch den Kakao zu ziehen.
Wir lebten am Arsch der Welt, aber unser Schwarzer Peter machte aus Grau Bunt. Leichter Glamour umwölkte ihn, wenn er zum Training mit einem schicken Auto westlicher Fabrikation röhrte und Hans Meyers Trabant lässig zur Seite schob. »Wie kann man nur so weit vom Kurs abkommen?«, mokierte man sich im galaktischen Rat des Jenaer Parteibonzenchores.
Ducke kämpfte bis zum Untergang gegen Nasenbohrer und Eierschaukler, die Fußball in Mopsgeschwindigkeit zurechtgurkten.
Heute soll Peter Ducke irgendwo im thüringischen Niemandsland zwischen Vieselbach und Schmutzburg Nandus züchten, oder so.
Mensch, Peter, reiß dich bitte zusammen und begib dich endlich auf Zeitreise in die Vergangenheit! Schnapp dir den baumstarken Matz Vogel, den papiernen Lutz Lindemann und meinetwegen noch Andreas Bielau (der 1981 den AS Rom zerlegte)! Ihr müsst die Welt retten - oder wenigstens den Fußball. Die Gegenwart ist in Gefahr! Ich sehe auf den Fußballplätzen nur noch Lachvorlagen. Es wird nicht mit ihnen gelacht, sondern ausschließlich über sie.
Denkt an den Bürgerrechtler Martin Luther King! Der Tenor seines Films war: Welt retten. Das könnt ihr auch! Oder soll ich Till Schweiger anrufen?
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