Der Mangel hat Ursachen

Meine Sicht: Claudia Krieg zur schwierigen Situation der Klinikbeschäftigten

  • Claudia Krieg
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Lage in den Kliniken ist ernst und in keinem Fall mit der Situation im Frühjahr während der ersten Welle der Pandemie zu vergleichen. Mehr als dreimal so viele Patient*innen mit einer Covid-19-Erkrankung müssen derzeit behandelt werden.

Schon damals haben sich die Beschäftigten in den über 80 Krankenhäusern der Hauptstadt stark engagiert, sich auf den Stationen auf die schnelle Umorganisation eingestellt, die Mitarbeiter*innen aus Risikogruppen entlastet, sich auf deutlich schwerere Arbeitsabläufe eingelassen. Sie haben darauf aufmerksam gemacht, dass bei vielen von ihnen die finanzielle Situation und die Arbeitsbedingungen seit Jahren miserabel sind und eine Pandemie diesen Zustand ganz sicher nicht verbessern wird. Dazu kommt: Das Risiko, sich anzustecken, ist bei ihnen deutlich höher, denn natürlich können sich Ärzt*innen, Pfleger*innen, Küchenhilfen und Reinigungskräfte nicht nur bei der Arbeit, sondern auch im privaten Bereich anstecken. Wobei niemand so genau sagt, was damit eigentlich gemeint sein soll. Nur ein etwas vorwurfsvoller Unterton schwingt mit. Aber wo sollen sich die medizinisch Beschäftigten denn von ihrem belastenden Arbeitsalltag erholen? Ein individuelles Wellness-Programm in privater Selbstisolation wird ihnen genauso wenig gezahlt wie - nach wie vor Hunderten von ihnen - ein Tariflohn.

Am Montag traten mit Michael Müller als Regierendem Bürgermeister Berlins und Olaf Scholz als Bundesfinanzminister (beide SPD) auch leitende Charité-Verantwortliche wie Ulrich Frei und Heyo Kroemer vor die Presse. Ernst beklagten sie den Personalmangel in ihren Häusern. »Es ist kein finanzielles Problem«, sagte Frei. Das mag aus Sicht der Unternehmen stimmen, aber aus der Perspektive der Beschäftigten, die diejenigen sind, die den Karren aus dem Dreck ziehen müssen, ist es das sehr wohl.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.