Nur kontaktlos bezahlen?

Corona und Bargeld

  • Lesedauer: 3 Min.

Trotz Entwarnungen seitens der Deutschen Bundesbank und der WHO sind die Befürchtungen einer von Münzen und Scheinen ausgehenden Ansteckungsgefahr mit dem Corona-Virus weit verbreitet. Schafft es nun die Corona-Krise, die Deutschen zu einem Volk des digitalen Bezahlens umzuerziehen?

Dr. Kersten Trojanus, Vorsitzender und Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Geldautomaten (AGG), ist sich sicher: »Bargeld wird weiterhin ein wichtiger gesellschaftlicher Pfeiler bleiben und Garant für fundamentale Werte sein: Freiheit, Sicherheit und Vertrauen.«

Vermehrte Kartenzahlungen

Dass in den vergangenen Monaten vermehrt Kartenzahlungen und Mobile Payment aufgekommen sind, hält Kersten Trojanus für einen vorübergehenden Effekt der Corona-Pandemie. Bargeld wird nach der Corona-Krise weder an Bedeutung verlieren noch gänzlich verschwinden. Der Finanzexperte sieht Bargeld neben seiner Funktion als beliebtestes Zahlungsmittel der Deutschen vor allem als wichtige gesellschaftliche Säule an: »Bargeld steht für Freiheit. Gerade die Deutschen haben aus historischen Gründen Angst vor Überwachung und einem Kontrollverlust. Eine Abwendung vom Bargeld könnte den ›gläsernen Bürger‹ zur Realität werden lassen«, erklärt Trojanus.

Damit verweist er auf die Datentransparenz, die mit bargeldlosen Zahlungsmitteln einhergeht: »Anders als bei Barzahlungen werden bei Zahlungen via Karte und Smartphone alle Transaktionsdetails gespeichert und sind so sehr einfach zurückzuverfolgen. Was kaufe ich ein, wie viel davon und wo? Viele Bürger möchten vermeiden, dass diese Informationen für unbestimmte Zeit gespeichert werden.«

Auch Bundesbankvorstand Burkhard Balz glaubt, Bargeld werde aufgrund seiner einzigartigen Vorteile ein wichtiges Zahlungsmittel bleiben. »Nur damit ist man von der technischen Infrastruktur unabhängig, bei Stromausfällen oder Cyberangriffen etwa. Alle Bürger können Bargeld nutzen, auch ohne Smartphone«, erklärt Balz.

Bargeld auch in Krisenzeiten sicher und vertrauenswürdig

In den Medien häufen sich zudem Berichte über die zunehmende Nachfrage nach Bargeld für die Hortung zu Hause, da Bürger gleichzeitig Bedenken hinsichtlich der Sicherstellung und Aufrechterhaltung der Bargeldversorgung haben. Allein am 16. März 2020, als sich die Corona-Krise in Deutschland zuspitzte, seien 700 Millionen Euro mehr an Bargeld angefordert worden, wie die Bundesbank berichtet.

»Gerade in Krisenzeiten vermittelt Bargeld ein enormes Gefühl von Vertrauen und finanzieller Sicherheit. In Zeiten wie diesen erinnern sich daher immer mehr Menschen an den Spruch: Nur Bares ist Wahres«, betont Trojanus. Doch auch nach der Krise werden die Befürchtungen über zunehmende Transaktionssteuern, Geldentwertung oder auch die indirekte Enteignung der Bürger durch Negativzinsen nicht verschwinden, sondern wieder aufkommen.

»Um diesen Szenarien entgegenzutreten, ist Bargeld eines der letzten Mittel. Denn besonders Zentralbanken haben großes Interesse daran mittels Negativzinsen sowohl die Schuldenlast abzubauen als auch den Konsum anzuheizen - doch das greift letzten Endes immer das Ersparte der Bürger an«, ergänzt Trojanus. AG Geldautomaten/nd

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