»Es wurde auch Zeit«

Kim Ng ist die erste General-Managerin in der US-Profiliga der Baseballer

  • Thomas Häberlein
  • Lesedauer: 3 Min.

Es sind historische Tage. Am 20. Januar wird Kamala Harris die erste Frau sein, eine »Woman of Colour« noch dazu, die als Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten von Amerika vereidigt wird. Nicht ganz so bedeutend, aber ebenfalls bahnbrechend: Der Baseballklub Miami Marlins stellt Kim Ng für den Posten des General Managers vor. Die 51-Jährige wird als erste Frau die sportlichen Geschicke einer Mannschaft in einer der vier großen nordamerikanischen Profiligen leiten.

Geschlechtergrenze durchbrochen

Die »Geschlechtergrenze ist durchbrochen«, titelte die »New York Times«. Der Kommentator des Fernsehsenders ESPN, der seit 2016 Softball-Olympiasiegerin Jessica Mendoza als Expertin bei Spielen der Baseballprofiliga MLB beschäftigt, stellte fest: »Es wurde auch Zeit«, jeder, der nur halbwegs was im Hirn habe, habe schließlich längst gewusst, dass Ng (gesprochen: Äng) alle Qualifikationen für diesen Job mitbringe. Die gebürtige Amerikanerin wird zugleich erster General Manager asiatischer Abstammung in der MLB.

Die Aufgaben eines »GM« sind mit denen eines Sportdirektors im Fußball vergleichbar. Ng wird unter anderem zuständig sein für die Auswahl des Managers, wie der Chefcoach im Baseball genannt wird, und die Zusammenstellung des Kaders. Wie das geht, weiß sie längst: Von 1990 bis 1996 arbeitete sie bei den Chicago White Sox, zunächst als Praktikantin. Beim Rekordmeister New York Yankees von 1998 bis 2001 und von 2002 bis 2011 bei den Los Angeles Dodgers war sie bereits als Assistant General Manager beschäftigt. Zuletzt stand Ng in Diensten der Liga, als Senior Vice President beaufsichtigte sie den Spielbetrieb. Zum neuen Job gratulierte ihr unter anderem Ned Colletti, einst GM und damit ihr direkter Vorgesetzter bei den Dodgers: »Das ist nicht nur eine historische, sondern auch eine grandiose Wahl.« Er hatte sich damals im Bewerbungsprozess gegen Ng durchgesetzt, sie aber umgehend als Stellvertreterin eingestellt, weil er sie, wie er versicherte, für schlauer hielt als sich selbst.

Ziele hartnäckig verfolgt

Auf den Posten des GM wurden in der MLB lange Zeit ehemalige Profis berufen, erst in den vergangenen Jahren hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass ein guter GM kein guter Spieler gewesen sein muss, wenn überhaupt ein Spieler. Ngs Chef bei den Marlins ist Derek Jeter. Er wurde 2017 Miteigentümer und erster afro-amerikanischer CEO eines MLB-Klubs. Er ist aber auch lebende Legende und Ikone der Yankees, für die er 20 Jahre lang spielte. Fünfmal wurde er Meister, dreimal war Ng als Assistant General Manager dabei. »Sie bringt einen reichen Schatz an Wissen und Erfahrung im Gewinnen von Titeln mit«, sagte Jeter. Ng gestand, sie war unsicher, ob dieser Tag jemals kommen werde: Als sie vor 30 Jahren zum Baseball kam, »schien es unwahrscheinlich, dass eine Frau mal ein Team der Major League führen würde«. Aber sie sei »hartnäckig bei der Verfolgung meiner Ziele«. Ihr nächstes Ziel: »Einen Meistertitel nach Miami holen.« Es wäre der dritte nach 1997 und 2003. SID/nd

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!