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Wald soll wirtschaftlich bleiben

EU-Agrarminister einigen sich auf Vorschläge für Forststrategie 2020

  • Haidy Damm
  • Lesedauer: 3 Min.

Lobende Worte gab es einige beim Treffen der EU-Agrarminister*innen zu Wochenbeginn. Ein »Multitalent«, gar ein »Alleskönner« sei der Wald, so Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU), die wegen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft die Sitzung leitete. Im Herbst will die EU-Kommission ihre Forststrategie ab 2021 vorlegen, die Mitgliedstaaten haben sich hierfür nun auf gemeinsame Ratsschlussfolgerungen geeinigt.

Im Kern unterstützen die Mitgliedstaaten die drei Hauptziele der EU-Kommission, die dann für die kommenden zehn Jahre gelten sollen. Demnach soll eine nachhaltige und multifunktionale Waldbewirtschaftung unterstützt werden. Dazu gehört sowohl der Holzverkauf wie auch die Waldnutzung als Naherholung oder die ökologische Bedeutung der Wälder. Um diesen Aufgaben gerecht zu werden, sollen Millionen von Waldbesitzer*innen von der EU und den Mitgliedstaaten unterstützt werden. Zudem soll die EU-weite Forstpolitik besser koordiniert werden - sowohl die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten als auch mit der Kommission sowie mit Interessenvertreter*innen soll verbessert werden.

Groß ist der Spielraum der EU-Kommission nicht, denn Waldpolitik ist Sache der einzelnen Länder. Daran soll auch die neue Strategie nichts ändern. Für Julia Klöckner haben die gemeinsamen Schlussfolgerungen dennoch eine »hohe Bedeutung«. »Die Stärkung unserer Wälder geht einher mit einer nachhaltigen Forstwirtschaft. Wir brauchen eine kluge Balance zwischen Klimaschutz, Biodiversität und Wirtschaftlichkeit.«

Von den 161 Millionen Hektar Wald in Europa stehen 134 Millionen Hektar für die Holzgewinnung zur Verfügung. Der Hauptnutzen besteht mit 42 Prozent in der Energiegewinnung, während 24 Prozent für Sägewerke, 17 Prozent für die Papierindustrie und 12 Prozent für die Holzplattenindustrie genutzt werden. Beim Treffen der Agrarminister*innen bestanden vor allem die waldreichen Länder auf dem Punkt der Wirtschaftlichkeit. So verwies die österreichische Agrarministerin Elisabeth Köstinger auf die wachsende Bedeutung der Waldwirtschaft als Rohstofflieferant für die Bauindustrie. Wald sollte deshalb nicht allein nach seiner Bedeutung als CO2-Senke beurteilt werden.

Klimawandel und nicht nachhaltige Waldbewirtschaftung bedrohen die Wälder in Europa. Eine im Green Deal der EU-Kommission angekündigte Strategie soll zerstörte Wälder aufforsten. Umweltschützer*innen fordern, die EU müsse dabei »der Verlockung widerstehen, jetzt vor allem auf plantagenartige Aufforstungen mit schnell wachsenden Baumarten zu setzen, um diese auf die Klimaziele anrechnen zu lassen«, so Nabu-Präsident Jörg-Andreas Krüger. Stattdessen müssten Mischwälder gefördert werden, die den Auswirkungen des Klimawandels besser standhalten können. Laut Jana Ballenthien, Waldreferentin der Umweltkampagnenorganisation Robin Wood, müsse die EU zudem unbedingt dafür sorgen, dass bestehende Ur- und Naturwälder geschützt werden. Eine Waldstrategie dürfe nicht, wie bisher, »unter der Prämisse der wirtschaftlichen Nutzung von Holz« stehen.

Eine zentrale Herausforderung ist aus Sicht von Umweltschützer*innen auch der Stopp des Raubbaus an den letzten Urwäldern Europas. Der stand beim Treffen des EU-Rats nicht auf der Tagesordnung. In Rumänien, Bulgarien und der Ukraine werden jahrtausendealte Urwälder abgeholzt, obwohl sie teils zum Unesco-Weltnaturerbe zählen. Auch ein von der EU-Kommission im März eingeleitetes Vertragsverletzungsverfahren gegen Rumänien hat an der Praxis des illegalen Raubbaus bisher nichts geändert. »Seit dem Start des Verfahrens sind weitere Tausende Hektar Urwald unwiederbringlich verloren gegangen«, erklärte am Dienstag der EU-Abgeordnete Sven Giegold. Rund 80 Europaabgeordnete haben sich deshalb an die Kommission gewandt, »alles in ihrer Macht stehende zu tun, um die rumänische Regierung zu zwingen, die Zerstörung dieser Wälder durch illegalen Holzeinschlag zu beenden«.

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