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Finanzsystem: Immun gegen Corona?

Wirklich sicher sind sich die Experten nicht, aber optimistisch

  • Hermannus Pfeiffer
  • Lesedauer: 3 Min.

Dank der Reformen, die nach der Finanzkrise 2007-2009 vorgenommen wurden, erfüllt »das Finanzsystem in der Coronakrise seine Aufgabe gut«. Zu dieser im Augenblick beruhigenden Einschätzung gelangte der Finanzstabilitätsrat FSB in seinem Bericht, den er für den G20-Gipfel am kommenden Wochenende angefertigt hat. In einer Pressekonferenz am späten Montag lobte ein FSB-Sprecher die gewachsene Widerstandskraft der Banken. Diese habe es dem globalen Finanzsystem ermöglicht, den wirtschaftlichen Schock zu verkraften.

Höheres Eigenkapital und mehr flüssiges Geld (»Liquidität«) erlaubten es den Banken, ungeschmälert Kredite zu vergeben und die wirtschaftliche Erholung zu unterstützen. Lediglich Brasilien und Mexiko hinken unter den G20-Staaten bei der Einführung des Reformpakets »Basel III« hinterher.

Im Unterschied zur Finanzkrise 2007-2009 entstand die Coronakrise allerdings außerhalb des Finanzsystems. Skeptischer klingt denn auch die Bundesbank. Wie die Pandemie die Entwicklung des Finanzsystems beeinflusst, werde sich erst in einiger Zeit genauer abschätzen lassen. Trotzdem werde durch Corona erneut die Frage aufgeworfen, inwieweit die fortschreitende Vernetzung der Finanzsysteme diese anfälliger macht.

Dem Finanzstabilitätsrat gehören Vertreter von Zentralbanken, Finanzministerien und Aufsichtsbehörden der G20-Staaten sowie die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel an, einer Art Zentralbank der Zentralbanken, in der das Reformpaket »Basel III« geschnürt worden war. Der Vorläufer des FSB war 1999 auf Vorschlag des damaligen Präsidenten der Deutschen Bundesbank, Hans Tietmeyer, unter dem Eindruck der Asienkrise gegründet worden.

Selbst nach der Finanzkrise habe die internationale Verflechtung der nationalen Finanzsysteme weiter zugenommen, schreibt die Bundesbank in ihrem Monatsbericht. Wenn auch mit geringerem Tempo als zuvor. 2007 hatte eine Immobilienkrise in den USA das weltweite Finanzsystem infiziert. Das könnte heute also erneut passieren: »Betrachtet man die Entwicklung, so zeigt sich, dass ein abrupter Abfluss oder die Umkehr von Kapitalflüssen insbesondere Länder mit weniger entwickelten Finanzsystemen vor erhebliche Herausforderungen stellen kann.« Schwellen- und Entwicklungsländer sind daher besonders gefährdet. Aber selbst Deutschland oder den USA droht eine Ansteckung. »Da offene Volkswirtschaften realwirtschaftlich und finanziell miteinander verbunden sind, können Schocks in einem Land auch Auswirkungen auf andere Länder haben und von diesen wieder zurückwirken.« Dies gelte »in zunehmenden Maße« auch für Schocks, die von wirtschaftlich schwächeren Ländern ausgehen.

Vor diesem Hintergrund enttäuschte das G20-Finanzministertreffen am vergangenen Freitag viele Beobachter. Längst nicht allen bedürftigen Ländern soll ein Zahlungsaufschub gewährt werden, und private Gläubiger wurden in die angestrebten Schuldenerlasse nicht mit einbezogen. Für Jürgen Kaiser vom Entschuldungsbündnis Erlassjahr.de ist das bitter: »Die G20 sind wieder einmal an ihrer Unfähigkeit, miteinander Kompromisse im Interesse globaler finanzieller Stabilität auszuhandeln, gescheitert.«

Derweil sorgt sich die Europäische Zentralbank um sogenannte Zombie-Unternehmen, die allein durch Corona-Rettungsprogramme und extrem niedrige Zinssätze am Leben gehalten werden, und sie sorgt sich um den Kreditbestand der Banken, vor allem in Südeuropa.

Der Generaldirektor der Europäischen Zentralbank (EZB), Stefan Walter, warnte am Dienstag in der »Börsen-Zeitung«: »Uns ist nun sehr wichtig, dass Banken zwischen ihren Krediten differenzieren; dass sie sich fragen, in welchen Bereichen es Probleme geben könnte, wenn die Stützungsmaßnahmen und die Moratorien ablaufen.« Die EZB, die auch die Großbanken beaufsichtigt, überprüft die Kreditbücher, hat Dividendenzahlungen gestoppt und Kapitalanforderungen gelockert, damit Banken kommende Firmenpleiten und Kreditausfälle überstehen und gleichzeitig die Wirtschaft weiterhin mit Krediten füttern können.

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