Werbung

Bevormundung ist keine Lösung

Marie Frank hält es für falsch, alles zu verbieten, was einen stört.

  • Marie Frank
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Forderung nach einem Böllerverbot gibt es in Berlin schon lange. Jugendliche, die sich an Silvester gegenseitig auf der Straße mit Raketen beschießen und dabei auch unbeteiligte Passant*innen ins Visier nehmen, gehen vielen Bewohner*innen insbesondere der Innenstadtbezirke auf die Nerven. Das ist verständlich, nur sollte nicht gleich alles verboten werden, was einem nicht in den Kram passt. Unterschiedliche Lebensweisen und Vorlieben müssen in einer freiheitlichen Gesellschaft nebeneinander bestehen können, es sollte nicht die eine zuungunsten der anderen abgeschafft werden.

So haben die einen, und dazu gehören nicht nur Jugendliche, sondern auch viele Erwachsene und Kinder, große Freude an dem alljährlichen Feuerwerk und gehen auch verantwortungsvoll damit um. Sie alle für die Fehler einiger Halbstarker zu bestrafen wäre ungerecht. Menschen, die es ruhiger und beschaulicher mögen, steht es frei, Orte mit viel Feuerwerk wie den Görlitzer Park zu meiden. Es handelt sich ja immerhin um einen einzigen Tag im Jahr, an dem das überhaupt erlaubt ist – im Gegensatz etwa zu Weihnachtsmärkten, die ja auch nicht verboten werden, nur weil das manchen auf die Nerven geht. Im Gegenteil, selbst jetzt, wo die Infektionszahlen steigen, sollen sie auf Teufel komm raus geöffnet werden.

Rote Brause - der Berlin-Podcast

Was war letzte Woche noch mal wichtig in Berlin? Plop und Zisch! Aufgemacht! Der Podcast „Rote Brause“ liefert dir alle wichtigen News aus der Hauptstadtregion in nur 15 Minuten. 

Böllerverbot wäre Fortschritt
Martin Kröger hat den Pyrokrieg zu Silvester in Berlin seit Längerem satt

In der Corona-Pandemie müssen Menschenansammlungen vermieden werden, das ist klar. Dafür gibt es allerdings bereits bestehende Verordnungen, die von den Ordnungskräften entsprechend durchgesetzt werden können, ein Böller-Verbot braucht es dafür nicht. Wer allein oder mit seinem Haushalt ein paar Raketen abfeuert, schadet erstmal niemandem. Außer vielleicht der Umwelt, hier gibt es allerdings viel größere Baustellen. Solange SUVs ganzjährig in der Innenstadt erlaubt sind, ist nicht einzusehen, warum ich als Fahrradfahrerin an Silvester keinen Knallfrosch zünden darf. Was die Auslastung der Krankenhäuser betrifft, bleibt die aktuelle Entwicklung abzuwarten. Sollte es bezüglich der Kapazitäten einen Notstand geben, kann immer noch nachgesteuert werden. So lange das nicht der Fall ist, ist ein Böllerverbot pure Bevormundung.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.