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Menschenwürde nach Kassenlage
Daniel Lücking über das späte Bekenntnis der Bundeswehr
20 Jahre ist es jetzt her, dass die institutionelle Diskriminierung Homosexueller bei der Bundeswehr ein Ende gehabt haben soll. Schon im Sommer 2000 hinkte die Armee sechs Jahre hinter der westdeutschen Gesellschaft hinterher. 1994 war der Straftatbestand aus dem Gesetzbuch genommen worden. 1989 hatte dies in der DDR stattgefunden. Rund eine Generation hat es gedauert, bis die Selbstverständlichkeit auch ins Bewusstsein der Verantwortlichen vorgedrungen ist.
Oder besser ausgedrückt: Die seinerzeit Verantwortlichen sind vermutlich längst aus dem Dienst in der Truppe ausgeschieden und leisten keine Gegenwehr mehr; es handeln die Nachfolger. Auf Seiten der diskriminierten Menschen dürfte ein ähnlicher Wechsel stattgefunden haben. Wer in den 70er, 80er und 90er Jahren diskriminiert wurde, ist nun auch vom Lebensalter am Ende der Karriere angelangt, wenn nicht längst in der Pensionierung angekommen.
Darin steckt eine zynische Rechnung: Erst wenn nur noch wenige Betroffene überhaupt eine Kompensation in Anspruch nehmen können, wird Unrecht durch die Bundeswehr eingeräumt und Verantwortung übernommen. Das spürten schon Radarstrahlenopfer und Einsatzveteran*innen.
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