- Kommentare
- Corona
Halbierte Klassen sind möglich
Meine Sicht: Rainer Rutz über die Forderungen, die Schulklassen wieder zu teilen
Mitunter über 30 Schülerinnen und Schüler in einem Raum, sechs Stunden und mehr, an fünf Tagen die Woche: Natürlich will man angesichts der nach wie vor erschreckend hohen Zahl der täglichen Neuinfektionen die Hände über den Kopf zusammenschlagen und rufen: Sagt mal, geht’s noch? Überall werden die Leute aufgerufen, Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren - nur für die Schulen soll das nicht gelten?
Die Ansteckungen finden ja außerhalb der Schulen statt, heißt es zur Begründung seitens der Senatsbildungsverwaltung unter Berufung auf die sogenannte Schulstudie. Die erste Runde dieser Studie wurde zwar zu einer Zeit durchgeführt, als der Unterricht noch in geteilten Klassen durchgeführt wurde, aber geschenkt. Außerdem haben wir doch den Stufenplan, heißt es dann weiter. Und den Musterhygieneplan. Irgendwann sollen sogar über 1000 mobile Luftfiltergeräte kommen. Also keine Panik - und immer schön ans Lüften denken (falls sich die Fernster öffnen lassen)!
Ebenso beharrlich trommelt nun schon seit Schuljahresbeginn die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) gegen den in der Praxis längst nicht mehr sonderlich regelhaften Regelbetrieb. Kaum eine Woche vergeht, in der die GEW nicht auf die Gefahren für die Gesundheit der Schüler, Lehrkräfte und Erzieher hinweist und die möglichst sofortige Rückkehr zu den geteilten Klassen fordert.
Dabei weiß auch die Gewerkschaft: Unter einem pauschal allen Schulen verordneten sogenannten Hybridunterricht wird wiederum die Bildungsgerechtigkeit leiden. Da sind dann auf der einen Seite wieder jene Schulen mit bester Digitalausrüstung und ebenso gut daheim ausgestatteten Schülern. Schön für sie. Und schlecht für all diejenigen, die all diese Segnungen nicht haben. Die nämlich bleiben bei dem damit verbundenen Projekt Daheimbeschulung auf der Strecke.
Die Idee der halbierten Klassen ist angesichts der Infektionslage ja richtig. Nur sollten diese Klassen vor Ort unterrichtet werden. Und das geht nur, wenn auch der Lehrstoff massiv abgespeckt wird. Das bringt jedenfalls mehr als die wenigen Luftreiniger.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.