Bundesliga verteilt Geld etwas gerechter
Die Deutsche Fußball-Liga befürchtet massive Umsatzeinbrüche in der Coronakrise
Frankfurt am Main. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) trägt bei ihrem neuen Verteilungsschlüssel für die TV-Einnahmen bis zur Saison 2024/25 den Auswirkungen der Corona-Pandemie Rechnung. Wie DFL-Geschäftsführer Christian Seifert nach einer virtuellen Mitgliederversammlung mit den 36 Profiklubs aus der 1. und 2. Bundesliga am Montag mitteilte, sollen 53 Prozent des Geldes in den kommenden beiden Jahren innerhalb der einzelnen Ligen jeweils gleich verteilt werden.
Alle Klubs der Bundesliga erhalten demnach in der kommenden Saison sicher 24,7 Millionen Euro, in der 2. Liga werden an alle Vereine 6,9 Millionen Euro gleich verteilt. Die Leistung dient danach als zweite große Einnahmesäule für die Vereine. Dieser Verteilungsschlüssel wurde im DFL-Präsidium ohne Gegenstimme beschlossen.
»Wir versuchen, in wirklich unsicheren Zeiten Beschlüsse zu fassen, die vor allem dem Oberziel folgen, irgendwie alle 36 Klubs durch diese Krise zu fahren«, sagte Seifert: »Es sind keine Zeiten für radikale Lösungen, sondern für verlässliche Lösungen, in denen man den Blick nach vorne wirft.«
Das Geld aus der nationalen Vermarktung werden anhand von insgesamt vier Säulen verteilt. Neben der »Gleichverteilung« (53 Prozent bis 2022/23, danach 50 Prozent) und »Leistung« (42 Prozent bis 2022/23, danach 43 Prozent) dienen die Säulen »Nachwuchs« (3 Prozent bis 2022/23, danach 4 Prozent), die stärker gewichtet werden soll, sowie »Interesse« (2 Prozent bis 2022/23, danach 3 Prozent) als Grundlage für die Verteilung. In letzterer Säule soll künftig das von einem Klub generierte Interesse berücksichtigt werden. Auch bei den Punkten Leistung und Nachwuchs werde es je nach Erfüllung bestimmter Kriterien zu unterschiedlichen Auszahlungen kommen.
Für die Medienrechte im deutschsprachigen Raum hat die DFL zuletzt durchschnittlich 1,1 Milliarden Euro pro Saison erzielt, die internationalen Einnahmen brachen derweil von rund 250 auf 180 Millionen Euro pro Spielzeit ein. Medieneinnahmen sind die mit Abstand größte Geldquelle für die Vereine.
Christian Seifert befürchtet durch die Coronakrise im deutschen Profifußball Umsatzverluste von etwa zwei Milliarden Euro. »Die letzte Saison war bestenfalls ein laues Lüftchen. Jetzt kommt der Sturm«, sagte Seifert in Frankfurt. »Die Belastungen und Risiken sind deutlich höher, als es Klubs, Spieler und Spielerberater sowie externe Betrachter wahrnehmen möchten.«
In der abgeschlossenen Saison 2019/20 ging der Umsatz um sechs Prozent zurück, das entsprach etwa 275 Millionen Euro. Allein in der aktuellen Spielzeit werde der Verlust ersten Prognosen zufolge etwa eine Milliarde Euro betragen: 650 Millionen Euro durch die Geisterspiele, sollten Fans gar nicht zugelassen werden, sowie 250 bis 350 Millionen Euro weniger Umsatz auf dem Transfermarkt. Im Folgejahr würden weitere 750 bis 800 Millionen Euro fehlen, so Seifert. Beim Einsparen von Kosten hätten »einige Clubs zu wenig an der Front der Spielergehälter gemacht«, kritisierte er.
Die Klubs hatten seit Monaten um die Verteilung dieser Einnahmen gestritten. Zuletzt folgte auf das Positionspapier der »Kleinen 14« (vier Bundesligisten und zehn Zweitligisten) die Retourkutsche der »Großen 15« (14 Bundesligisten und Zweitligist Hamburger SV) mit einem von Branchenführer Bayern München initiierten Treffen.Agenturen/nd
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