- Kommentare
- Homeoffice
Dem Lockdown folgt der Burnout
Simon Poelchau über die Nachteile mobiler Arbeit
Es ist nicht alles Gold, was glänzt, heißt es bekanntlich. Dasselbe gilt auch für Homeoffice und mobile Arbeit. Auf der einen Seite verspricht der Umstand, nicht mehr an den Arbeitsplatz im Büro gebunden zu sein, neue Freiheiten, etwa die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Auf der anderen Seite bergen diese neuen Formen der Arbeit auch Nachteile, wie die Ergebnisse der DGB-Befragung zum Index »Gute Arbeit« zeigen.
Dies gilt nicht erst seit der Coronakrise, auch wenn seitdem immer mehr Menschen von zu Hause oder unterwegs arbeiten. So gab es schon vor der Pandemie etliche Studien, die belegen, dass Beschäftigte in Homeoffice häufig besonders viele Überstunden machen. Dies mag einerseits am eigenen Pflichtgefühl liegen, von zu Hause aus besonders viel Leistung zu erbringen. Andererseits wird dies auch von den Chefs befördert, wenn noch abends ein Anruf mit der Frage kommt, ob man »ausnahmsweise« noch schnell den Laptop aufklappen könne. So wird die gerade gewonnene Freiheit des Homeoffice schnell zur Belastung, weil sie zu einer Entgrenzung der Arbeit führt. Dass diese Entgrenzung wieder rückgängig gemacht werden muss, ist klar. Ansonsten folgt nach dem Jahr des Lockdowns das Jahr der Burnouts. Deswegen braucht es klare Regeln im Betrieb. Etwa, wann die Beschäftigten erreichbar sein müssen und wann sie ein Recht auf Nichterreichbarkeit haben.
Dafür reicht es nicht aus, darauf zu setzen, dass der Chef einsieht, dass er seinen Beschäftigten nicht nur einen Gefallen tut, wenn er sie ins Homeoffice schickt. Es braucht auch klare gesetzliche Regeln, was er dann alles machen darf. Dabei ist bezeichnend, dass die Bundesregierung bei all ihren Vorhaben zum Thema Homeoffice und mobile Arbeit um diese Baustelle bisher einen weiten Bogen gemacht hat. Das muss sich ändern.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.