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Wenig mutiger Königsweg

Kurt Stenger über die neue Transportstrategie Brüssels

Dass die EU-Kommission den Begriff »Verkehrswende« bei der Vorstellung ihrer Strategie für nachhaltigen Transport tunlichst vermied, lässt tief blicken. Man will gar nicht erst den Anschein erwecken, dass der Verkehrssektor zur Erreichung der Klimaziele so richtig umgekrempelt werden soll. Neue Technologien, Anreizsysteme und Infrastrukturausbau ist Brüssels Königsweg - wohl wissend, dass radikalere Dinge von den nationalen Regierungen ohnehin gestrichen werden würden. Da muss man schon das gewünschte Ende von Kurzstreckenflügen bis 500 Kilometer Entfernung bis zum Jahr 2030 als mutigen Schritt ansehen.

Die Umstellung auf emissionsarme Antriebe im Straßen-, Flug- und Schiffsverkehr ist sicher wünschenswert, doch es bleibt ein dickes Fragezeichen: Woher sollen die riesigen Strommengen kommen, die für Batterien oder die Erzeugung synthetischer Treibstoffe benötigt werden? Der Ausbau der erneuerbaren Energien kommt in der EU viel zu langsam voran, auch bei schnellerem Tempo wäre dies wohl nicht zu stemmen. Zwar geht die von Brüssel geplante Verkehrsverlagerung von der Straße und der Luft auf Schiene und Wasser in die richtige Richtung, doch letztlich müsste Verkehrsvermeidung ganz vorne stehen, nicht die bessere digitale Steuerung zum Zwecke der Vermeidung von Staus. Und das würde erst mal viele Jobs kosten.

Wo man beim Klimaschutz auch ansetzt, man landet irgendwann bei diesem Konflikt. Eine echte Verkehrswende würde ebenfalls nicht ganz ohne soziale Härten auskommen. Vertagen darf man sie trotzdem nicht. Ein wirklich nachhaltiges Transportkonzept müsste eben auch viele neue Jobs schaffen, gerade im Bereich des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs. Das aber würde stark nach staatlichen Beschäftigungsprogrammen riechen - und damit fremdelt die EU nach wie vor.

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