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Kein Sport in der Physikstunde
Meine Sicht: Andreas Fritsche zu zweifelhaften Tipps für das Lernen im kalten Klassenraum
»Das Gegenteil von gut ist gut gemeint«, soll einst ein kluger Mensch gesagt haben. Mit gut gemeinten Ratschlägen haben sich in der Coronakrise schon eine Reihe von Politikern hervorgetan. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) rechtfertigt die eventuelle Schließung von Geschäften mit der Bemerkung, am 28. November müsse man sich nun wirklich keinen Pullover mehr kaufen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) rät derweil Schülern, sich einen Pullover überzuziehen, wenn ihnen im Klassenraum kalt wird - weil die Fenster aufgerissen werden, um das Risiko einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu verringern.
Merkel hat dazu auch noch andere Vorschläge parat, die vielleicht für die Sportstunde taugen, nicht jedoch für allen sonstigen Unterricht, der abseits von Sportplatz und Turnhalle stattfindet: mal Kniebeuge machen oder in die Hände klatschen, damit einem warm wird. Der vorhersehbare Kommentar eines Berliner Gymnasiasten, der damit sicherlich nicht allein steht: »Na dann werde ich heute im Unterricht plötzlich in die Hände klatschen. Mal sehen, wie die Lehrer das finden!« Der Gymnasiast schüttelt schmunzelnd den Kopf und bemerkt trocken: »Man merkt, dass die keine Kinder hat.« Ein Pädagoge bestätigt: Wenn Schüler immer wieder einfach mal so in die Hände klatschen, dann ist die Stunde gelaufen. Das bringt den Lehrer und die Klassenkameraden komplett aus dem Konzept.
Brandenburgs Linksfraktionschefin Kathrin Dannenberg schlägt vor, Luftreinigungsgeräte für die Klassenzimmer anzuschaffen, damit die Fenster nicht andauernd geöffnet werden müssen. Das meint sie sicher gut. Aber vielleicht ist es auch gut. Klingt jedenfalls vernünftiger als Händeklatschen und Kniebeuge.
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