Zerstörte Aborigine-Stätte soll wieder aufgebaut werden

Untersuchung des australischen Parlaments kritisiert Bergbaufirma

  • Barbara Barkhausen, Sydney
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Höhlen der Juukan-Schlucht in Westaustralien zeigten nicht nur eine kontinuierliche menschliche Besiedlung seit 46 000 Jahren auf, sie waren auch Fundort bedeutender Artefakte wie ein 28 000 Jahre altes Tierknochenwerkzeug und ein 4000 Jahre alter Gürtel aus geflochtenem Menschenhaar.

Als der britisch-australische Bergbaukonzern Rio Tinto die Kulturstätte im Mai sprengte, ging die Nachricht wie ein Lauffeuer um die Welt. »Es gibt weniger als eine Handvoll bekannter Aboriginal Stätten in Australien, die so alt sind wie diese«, sagte John Ashburton, ein Vertreter der Puutu Kunti Kurrama und Pinikura damals. Ihre Bedeutung sei »nicht zu unterschätzen«, ihre Zerstörung ein »verheerender Schlag«.

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Doch die Höhlen standen dem Abbau von etwa acht Millionen Tonnen hochwertigem Eisenerz im Weg, das einen geschätzten Wert von 132 Millionen Australischen Dollar (etwa 81 Millionen Euro) hat. Wirtschaftliche Gesichtspunkte wurden über den Kulturerhalt gestellt. Auch in der Vergangenheit schon waren Minenkonzernen mit solchen »Fauxpas« davon gekommen. Beispielsweise waren Felsmalereien auf der Burrup-Halbinsel in Westaustralien beschädigt worden, die weltgrößte Galerie an Felsenmalereien und ein wichtiges Kulturgut, das das menschliche Leben bis vor 40 000 Jahren darstellt.

Bisher folgten meist nur eine Rüge und eine Geldstrafe und der Abbau des wertvollen Rohstoffes konnte voranschreiten. Rio Tinto hatte deswegen wohl keineswegs mit dem Aufruhr und dem Skandal gerechnet, der auf die Zerstörung der Höhlen in der Juukan-Schlucht folgen sollte. Denn nicht nur Indigene und Archäologen protestierten, plötzlich wendeten sich auch die Investoren von der Bergbaufirma ab.

Um die »Stakeholder« wieder zu beruhigen, wurden neben einer öffentlichen Entschuldigung zunächst die Boni der Rio-Tinto-Manager gekürzt. Doch damit gaben sich die Investoren nicht zufrieden. Im September mussten schließlich drei Spitzenkräfte ihre Posten räumen. Neben CEO Jean-Sebastien Jacque kostete der Vorfall zwei weitere Topmanager des Konzerns ihren Job.

Diese Woche wurden nun auch die Zwischenergebnisse einer parlamentarischen Untersuchung bekannt gegeben. In dem bericht vom Mittwoch wird der Vorfall »unentschuldbar« genannt und gefordert, dass die traditionellen Eigentümer der Höhlen entschädigt werden müssten. Außerdem soll Rio Tinto versuchen, die Höhlen - soweit möglich - wiederherzustellen. Die Kosten für den Wiederaufbau muss die Bergbaufirma tragen. Außerdem forderte der Bericht, dass Rio Tinto seine Praktiken untersucht und künftig Erlaubnis bei den Aborigines einholt, bevor es Arbeiten auf ihrem traditionellen Land ausführt. Sämtliche Artefakte und Materialien, die Rio Tinto entfernt hat, müssen an die Ureinwohner zurückgegeben und die Kosten für eine adäquate Lagerung getragen werden.

Finanziell wird Rio Tinto den Schaden verschmerzen können, da Eisenerz derzeit mit 145 US-Dollar pro Tonne gehandelt wird. Doch der Imageschaden für den Konzern ist gewaltig. Vor allem, da das Komitee, das den aktuellen Bericht vorlegte, betonte, dass Rio Tinto sehr wohl über die Bedeutung der Höhlen Bescheid wusste, aber beschloss, sie trotzdem in die Luft zu jagen. »Rio Tinto traf eine bewusste Entscheidung«, hieß es in dem Bericht. Es sei zudem die einzige von insgesamt vier Minenerweiterungsoptionen gewesen, die die Zerstörung der Höhlen erforderte. Dies habe die Firma eindeutig aus dem Grund gemacht, um den Zugang zu dem lukrativen Eisenerz zu maximieren.

Die lokalen indigenen Gruppen begrüßten die bisherigen Ergebnisse der parlamentarischen Untersuchung. Die Zerstörung der Juukan-Schlucht sei »eine globale Katastrophe« gewesen, sagte Burchell Hayes, ein Sprecher der Ureinwohner. Man habe damit begonnen, die Beziehung zu dem Unternehmen Rio Tinto wieder aufzubauen, aber es liege noch »ein langer Weg« vor ihnen. »Wir sind fest davon überzeugt, dass eine solche Tragödie nie wieder passieren sollte.« Rio Tinto müsse jetzt auf seine Worte Taten folgen lassen.

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