Menschenprodukte übertreffen bald globale Biomasse

Menschen stellen pro Person und Woche einmal ihr eigenes Gewicht in materiellen Objekten her

  • Lesedauer: 2 Min.

Die Masse weltweit von Menschen hergestellter und gebauter Dinge könnte einer Schätzung zufolge in diesem Jahr erstmals die Masse aller Lebewesen der Erde übertreffen. Das Jahr 2020 könnte bei diesem Trend den Wendepunkt darstellen, heißt es in einer im Fachjournal »Nature« veröffentlichten Studie israelischer Forscher. Die Masse der von Menschenhand hergestellten Objekte habe sich in den vergangenen 100 Jahren alle 20 Jahre verdoppelt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts betrug sie demnach nur etwa drei Prozent der Biomasse. »Diese Ergebnisse veranschaulichen den wachsenden Einfluss der Menschen auf die Erde«, hieß es in einer Mitteilung zur Studie.

Beispiele für von Menschen hergestellte Dinge sind Plastik, Gebäude, Straßen und Maschinen. Als Biomasse habe man »alles, was lebt« definiert, auch Pilze und Bakterien, sagte Ron Milo vom israelischen Weizmann-Institut. Seit der ersten landwirtschaftlichen Revolution hätten Menschen die pflanzliche Biomasse von rund zwei Teratonnen (2 000 000 000 000 Tonnen) auf gegenwärtig rund eine Teratonne reduziert. Gründe seien etwa die landwirtschaftliche Nutzung von Böden und die Entwaldung.

Auf der anderen Seite steht die wachsende Produktion und Anhäufung von Objekten. Dies habe zu einer »Verschiebung des Gleichgewichts zwischen der lebenden und der von Menschen geschaffenen Masse« geführt.

Milo und sein Team haben die globalen Veränderungen der Biomasse und der von Menschen produzierten Masse von 1900 bis zur Gegenwart untersucht. Während die Biomasse schrumpfe, wachse die »anthropogene Masse« immer schneller an. Gegenwärtig seien es mehr als 30 Gigatonnen (30 000 000 000 Tonnen) im Jahr. Dies bedeute, dass für jeden Menschen auf der Welt in einer Woche Objekte geschaffen werden, die etwa seinem Gewicht entsprechen.

Die israelischen Forscher betonen in ihrer Arbeit, dass es sehr schwer sei, den Wendepunkt im Verhältnis zwischen Biomasse und von Menschen produzierter Masse auf der Erde zeitlich genau festzulegen. Bei ihren Schätzungen konzentrierten sie sich auf das Trockengewicht (ohne Wasserkomponente). Wenn der gegenwärtige Trend sich fortsetze, werde die Masse der von Menschen hergestellten Objekte im Jahre 2040 rund zwei bis drei Teratonnen betragen.

»Diese Studie zeigt, wie viel größer als unsere eigentliche ›Schuhgröße‹ unser globaler Fußabdruck ist«, sagte Milo. »Wir hoffen, dass wir als Spezies Verantwortung übernehmen können, wenn wir diese ziemlich schockierenden Zahlen vor Augen haben.« dpa/nd

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.