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Einkommensverluste bei 40 Prozent der Bevölkerung
Der Newsblog zur Coronakrise - Montag, 14. Dezember 2020: +++ Politiker dämpfen Hoffnung auf schnelle Lockerungen nach Lockdown +++ 16.362 Fälle: Corona-Neuinfektionen deutlich über Vorwochenwert +++
Berlin. Nach der Entscheidung für einen harten Lockdown haben führende Politiker die Hoffnungen auf baldige Lockerungen gedämpft. Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) sagte den Sendern n-tv und RTL, er habe zwar die «große Hoffnung», dass die Infektionszahlen durch die neuen Maßnahmen sinken. «Eine umfassende Lockerung halte ich für sehr, sehr unwahrscheinlich», fügte er aber an. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier rief die Menschen zu Solidarität und Rücksichtnahme in der Krise auf.
Januar und Februar seien für Atemwegserkrankungen «schwierige Monate», sagte Braun am Montag. Er forderte, mögliche Treffen mit Familie und Freunden an Weihnachten gut vorzubereiten. In der Vorweihnachtswoche sollten die Menschen zu Hause bleiben und keine Kontakte mehr haben. «Dann kann das verantwortbar sein, dass man sich über Weihnachten auch mit älteren oder vorerkrankten Menschen trifft. Braun betonte zugleich: »Wenn man sich acht Termine hintereinander auf einen Weihnachtstag legt, wäre das natürlich nicht der Sinn der Sache.«
»Die kommenden Wochen sind eine Prüfung für uns alle«, sagte Steinmeier in einer kurzen Ansprache in Berlin. »Wir sind ein starkes Land, weil in dieser schweren Krise so viele Menschen füreinander da sind und über sich hinauswachsen.« Mit Blick auf die bevorstehenden Weihnachtstage fügte Steinmeier hinzu: »Feiern lassen sich nachholen, über Geschenk freuen sich Freunde und Verwandte auch später noch.« Jetzt gehe es darum, Gesundheit zu erhalten und Leben zu retten.
Ausdrücklich unterstützte der Bundespräsident die von Bund und Ländern beschlossenen Maßnahmen zu einem harten Lockdown ab Mittwoch. Die bisherigen Anstrengungen reichten nicht aus.
Nach Überzeugung von Regierungssprecher Steffen Seibert lässt sich die Frage nach Lockerungen im Januar nur vor dem Hintergrund des Infektionsgeschehens beantworten. Die Maßnahmen würden so lange gebraucht, wie die Pandemie andauere. Auch die Frage einer möglichen Langfriststrategie beantwortete Seibert zurückhaltend. Es sei »sehr deutlich geworden, dass dieses Infektionsgeschehen immer ein sehr dynamisches ist«.
Demgegenüber bekräftigte FDP-Chef Christian Lindner die Forderung nach einer Planung für die kommenden Monate. Die Zeit über Weihnachten müsse genutzt werden, um endlich eine Langfriststrategie zu entwickeln, sagte er der »Augsburger Allgemeinen« (Dienstagsausgabe). »Die vergangenen Monate wurden trotz wiederholter Forderungen der FDP nicht dafür genutzt, etwa Alten- und Pflegeheime mit Schnelltests und FFP2-Masken auszustatten.«
Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) rief die Bürger eindringlich zur Beschränkung ihrer sozialen Kontakte im privaten Bereich auf. Seiner Überzeugung nach kämen »sehr viele Infektionen« aus dem unmittelbaren privaten Bereich, sagte er im ZDF-»Morgenmagazin«. Es sei dringend erforderlich, nun über »eine längere Zeit« Kontakte im privaten Bereich reduzieren.
Bund und Länder hatten sich am Sonntag auf einen harten Lockdown mit weitreichenden Laden- und Schulschließungen, Einschränkungen des Kita-Betriebs und Kontaktbeschränkungen geeinigt. Die Maßnahmen gelten zunächst bis zum 10. Januar.
+++ Niederlande stehen vor strengem Lockdown +++
Den Haag. Nach Deutschland steuern nun auch die Niederlande auf einen strengen Lockdown zu. Angesichts dramatisch steigender Infektionszahlen ist die Regierung in Den Haag am Montag zu einer Krisensitzung zusammen gekommen. Ministerpräsident Mark Rutte sollte sich am Abend in einer TV-Ansprache an die Bevölkerung wenden. Erwartet wird unter anderem eine Schließung aller Geschäfte, die keine Waren für den täglichen Bedarf verkaufen. Die Niederlande und Deutschland teilen sich in NRW und Niedersachsen fast 580 Kilometer gemeinsame Grenze.
Bisher mussten die Geschäfte im Nachbarstaat noch nie schließen. Die Behörden fürchten, dass viele Deutsche nach dem Lockdown im eigenen Land zu Weihnachtseinkäufen über die Grenze fahren werden.
»Die Lage ist sehr ernst«, sagte Gesundheitsminister Hugo de Jonge vor Beginn der Krisensitzung. Krankenhäuser könnten dem Druck kaum noch standhalten. Zuletzt waren rund 10 000 Neuinfektionen in 24 Stunden gemeldet worden. In den Niederlanden leben rund 17,5 Millionen Menschen. Seit etwa Mitte Oktober gilt in den Niederlanden ein Teil-Lockdown. Privatkontakte sind eingeschränkt und Gaststätten geschlossen.
+++ Volkswagen drosselt wegen Corona die Produktion +++
Der Autobauer Volkswagen drosselt mit Beginn der Nachtschicht zum Dienstag wie angekündigt seine Produktion. Betroffen sind neben dem Werk in Wolfsburg auch zuliefernde Bereiche im Braunschweiger Werk, wie das Unternehmen bereits am Freitag mitgeteilt hatte. Hintergrund ist demnach ein Produktionsausfall eines deutschen Zulieferers wegen Corona-Fällen in der Belegschaft.
Nach Angaben von VW haben sich Unternehmensleitung und Betriebsrat darauf verständigt, für die betroffenen Beschäftigten Kurzarbeit anzuzeigen. Um wie viele Mitarbeiter es dabei geht, war offen. Aus Unternehmenskreisen hieß es, dass vor allem die Produktion des Golf in Wolfsburg und auch das Werk in Emden betroffen seien. Damit könnte es sich um eine hohe vierstellige bis knapp fünfstellige Zahl an Mitarbeitern handeln. Bei dem Zulieferer soll es um einen Lieferanten von Schaumstoffteilen oder -komponenten für Sitze gehen.
+++ Griechenland lockert Corona-Maßnahmen +++
Griechenland lockert die seit fast sechs Wochen geltenden Lockdown-Maßnahmen. Buchhandlungen und Friseure konnten am Montagmorgen unter strengen Auflagen öffnen. Für andere kleine Geschäfte gilt bereits seit dem Wochenende das Prinzip »Click Away«: Wer im Schaufenster oder im Internet ein Produkt entdeckt, das er möchte, muss das Geschäft kontaktieren und kann seinen Einkauf dann zu einer vorgegebenen Zeit abholen. Bezahlt wird per Kartenlesegerät.
Vorsicht dagegen für Reisende nach Griechenland: Wer fortan in das Urlaubsland einreist, muss einen Corona-Schnelltest machen und danach für drei Tage in Quarantäne gehen. Die Kosten dieses Tests übernimmt der griechische Staat. Die Pflicht, zudem einen PCR-Coronatest mit negativem Ergebnis vorzuweisen, der nicht länger als 72 Stunden alt ist, bleibt bestehen.
Bereits am Montagmorgen eilten viele Menschen in die Friseursalons. »Sie waren alle im Stress, Männer und Frauen kamen seit 07.30 morgens«, sagte eine Friseurin in Athen im Fernsehen. Seit Anfang November waren der Handel und die Dienstleistungen bis auf Geschäfte für den täglichen Bedarf geschlossen.
Griechenland zählt vergleichsweise weniger Corona-Fälle als andere EU-Länder, verfügt aber nicht über viele Intensivbetten - und die meisten sind bereits belegt. Das Land mit knapp 11 Millionen Einwohnern meldete am Sonntag 693 Neuinfektionen binnen 24 Stunden. 3625 Menschen sind seit Beginn der Pandemie an Covid-19 gestorben.
+++ Fast 300.000 Corona-Tote in den USA +++
Baltimore. Kurz vor Beginn der Impfungen nähert sich die Zahl der Corona-Toten in den USA der Marke von 300 000. Bis einschließlich Sonntag starben 299.177 Menschen in Verbindung mit dem Virus Sars-CoV-2, wie aus den Zahlen der Johns-Hopkins-Universität (JHU) in Baltimore am Montagmorgen (MEZ) hervorgeht.
Die Zahl der täglichen Neuinfektionen erreichte demnach am Sonntag binnen 24 Stunden 190.920 nach 219.510 am Samstag. Für Sonntag meldete die JHU zudem 1389 Tote im Zusammenhang mit Corona, am Samstag waren 2352 Todesfälle verzeichnet worden.
In den USA soll heute die Impfung mit dem Corona-Impfstoff des Mainzer Pharma-Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer beginnen. Die US-Arzneimittelbehörde hatte Ende vergangener Woche die Notfallzulassung für das Mittel erteilt. Als erstes sollen Mitarbeiter von Gesundheitseinrichtungen sowie Bewohner von Alten- und Pflegeheimen geimpft werden.
+++ IAB: Jede Woche Lockdon kostet 3,5 Milliarden +++
Der gerade beschlossene Lockdown wird nach Auffassung des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) volkswirtschaftlich teuer. »Jede Woche Lockdown dürfte rund 3,5 Milliarden Euro beim Bruttoinlandsprodukt kosten«, sagte IAB-Forscher Enzo Weber am Montag. »Das wird die Beschäftigungsentwicklung in Deutschland noch einmal belasten«, betonte Weber. Das Bruttoinlandsprodukt betrug im Jahr 2019 in Deutschland etwa 3,44 Billionen Euro.
Der Arbeitsmarkt dürfte nach Webers Einschätzung dennoch insgesamt vergleichsweise robust bleiben. Mittlerweile lägen viele Erfahrungen mit Lockdown-Maßnahmen vor und es existierten umfangreiche staatliche Stützungsmaßnahmen. Die bevorstehende Impfstoffzulassung gebe eine Perspektive auf ein Ende der akuten Corona-Phase. »Viele Betriebe werden deshalb versuchen, ihre Beschäftigten zu halten. Dennoch wird es einen Rückschlag am Arbeitsmarkt geben«, sagte Weber.
+++ OECD-Chef warnt Industrieländer vor Impf-Egoismus +++
Der Generalsekretär der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Angel Gurría, hat Deutschland und die anderen Industrieländer vor Egoismus bei ihrer Corona-Impfstrategie gewarnt. »Einige Länder haben viel zu viel Impfstoff, andere haben gar nichts«, sagte der 69-Jährige der Tageszeitung »Die Welt«. »Warum denken wir nicht an die fünf Milliarden Menschen in ärmeren Ländern?«, sagte der ehemalige mexikanische Außen- und Finanzminister.
Kanada habe sich 300 Millionen Impfdosen gesichert für 40 Millionen Einwohner, sagte Gurría. Die USA hätten 800 Millionen Impfdosen gekauft für eine Bevölkerung von etwas mehr als 300 Millionen Menschen. Auch Deutschland strebt mehr Impfdosen an als es Einwohner hat, wobei das Missverhältnis geringer ist als in den USA und Kanada. Der Impfstoff müsse gerechter verteilt sein, forderte Gurría. »Das wäre klug für alle. Dieses Virus wird erst besiegt sein, wenn es überall auf der Welt besiegt ist.«
Die Corona-Pandemie sei »ganz eindeutig das größte multilaterale Problem«, vor dem die Menschheit jemals gestanden habe, sagte der Chef der OECD. »Trotzdem haben wir dramatische Beispiele gesehen, wie die Krise auf rein nationaler Ebene bekämpft wurde. Bei der anstehenden Impfung haben wir noch einmal eine Chance, an das Gesamte zu denken und großzügiger zu sein.«
+++ Epidemiologe: Lockdown für Kontaktreduzierung um 60 Prozent +++
Der Physiker und Spezialist für computergestützte Epidemiologie, Dirk Brockmann, ist von der Wirksamkeit des neuerlichen harten Lockdowns überzeugt. Dieser führe dazu, »dass die Kontakte sich noch einmal substanziell verringern und dann die Fallzahlen auch schnell wieder in den Keller gehen«, sagte er am Montag im ZDF-»Morgenmagazin«. Dies sei nötig, um die Kontaktnachverfolgung wieder möglich zu machen. »Wir müssen aus dem Flächenbrand wieder einen Schwelbrand machen«, betonte er.
Der Physiker der Berliner Humboldt-Universität erstellt Modellrechnungen, wie Pandemien sich entwickeln. Der weiche Lockdown habe demnach dabei geholfen, aus dem exponentiellen Wachstum herauszukommen. 40 Prozent der Kontakte seien dadurch reduziert worden. Im Frühjahr seien es hingegen 60 Prozent gewesen. Als Antwort auf die zweite Welle forderte Brockmann deshalb, mehr zu tun. »Wir müssen noch mal 20 Prozent etwa drauflegen, und dann liegt es in der Mechanik dieser Situation, dass dann die Fallzahlen auch runtergehen werden«, so Brockmann. Dies zeige auch der Blick auf andere Länder, in denen die zweiten Wellen in den Griff bekommen worden seien.
Kontakte würden zwar auch im harten Lockdown stattfinden, auch im Privaten auf engem Raum, wo Ansteckungsrisiken höher sind. Aber einzelne Cluster seien dem Physiker zufolge nicht mehr untereinander verbunden - »wie Inseln, zwischen denen keiner mehr reist.« Ein »diffusives« Ausbreitungsgeschehen könne so nicht mehr stattfinden.
+++Klinik-Chef: Personal- nicht Bettenmangel als Problem +++
Fresenius-Chef Stephan Sturm kritisiert in der Corona-Krise einen zu starken Blick auf die Intensivkapazitäten der Kliniken. »Der einseitige Fokus der Politik auf Intensivbetten ist falsch«, sagte der Vorstandschef des Medizinkonzerns und Krankenhausbetreibers den Nachrichtenagenturen dpa und dpa-AFX. Dort, wo es zu Engpässen in Krankenhäusern gekommen sei, sei das meist wegen des Mangels an Intensivpflegekräften geschehen und nicht wegen fehlender Intensivbetten. Den viel diskutierten Personalmangel habe es schon vor der Corona-Krise gegeben, sagte Sturm. Fresenius ist mit der Tochter Helios Deutschlands größter privater Klinikbetreiber. Die Kette behandelt jährlich rund 5,6 Millionen Patienten hierzulande.
»Selbst wenn Intensivkapazitäten ausgeschöpft sein sollten, können Covid-Patienten stationär behandelt werden«, sagte Sturm. Corona-Patienten ließen sich etwa auch auf entsprechend aufgerüsteten Intermediate-Care-Stationen behandeln, einer Zwischenstufe zwischen Normal- und Intensivstation. Klinische Daten zeigten in anderen Ländern eine vergleichbar niedrige Sterblichkeit bei Corona-Patienten, während dort ein geringerer Anteil auf Intensivstationen läge.
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Um die Pandemie zu bewältigen, sei eine bessere Vernetzung der Krankenhäuser in Deutschland nötig, sagte Sturm. So könnten Klinken aus weniger betroffenen Regionen Corona-Patienten aus Hotspots aufnehmen. »Wir brauchen mehr Transparenz im Gesundheitssystem.« Es gebe Widerstände gegen ein zentrales Register, das ein Verteilen von Patienten erleichtern würde. »Auch wenn sicher nicht jeder Patient transportfähig ist, können wir hier besser werden.«
»Corona ist da und eine sehr ernstzunehmende Krankheit«, betonte der Manager. Eine einseitige Ausrichtung der Politik auf das Virus sei aber falsch. »Herzinfarkte und Schlaganfälle gibt es ja trotzdem. Es wäre falsch, aus Angst vor dem Coronavirus auf Vorsorgeuntersuchungen zu verzichten. Ich appelliere an die Menschen: Gehen Sie zum Arzt!« Andernfalls werde man in den kommenden Jahren den Preis bezahlen in Form von Übersterblichkeit, etwa bei Krebspatienten. »Auch viele Herzinfarkte und Schlaganfälle bekommen wir viel zu spät zu Gesicht.«
+++ Sechs Prozent mehr Plastikmüll zu Corona-Zeiten +++
Während der Corona-Pandemie haben die Privathaushalte in diesem Jahr deutlich mehr Müll verursacht. Die eingesammelte Menge von Plastik und anderen Leichtverpackungen sowie von Glas stieg in diesem Jahr um jeweils rund sechs Prozent, wie eine Umfrage des Bundesverbandes der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE) unter seinen Mitgliedsfirmen ergab. Der Grund: In Pandemiezeiten gehen die Menschen zum Essen weniger oder gar nicht mehr in Restaurants, stattdessen kaufen sie mehr ein oder bekommen Essen geliefert. Der BDE wertet die Umfrageergebnisse als Beleg dafür, dass Abfallvermeidung in Corona-Zeiten kaum möglich sei.
+++ Vor allem Geringverdiener haben Einkommenseinbußen +++
Die Coronakrise führt laut einem Zeitungsbericht für immer mehr Bundesbürger zu Einkommenseinbußen. Im November hätten bereits 40 Prozent der Arbeitnehmer einen Rückgang ihres Einkommens gemeldet, zitiert die »Süddeutsche Zeitung« (»SZ«) in ihrer Montagsausgabe aus einer Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI). Der Anteil jener, die infolge der Coronakrise Einkommen verloren oder noch verlieren, nahm demnach seit Juni um acht Prozentpunkte zu.
Für die Studie befragte das WSI zum dritten Mal seit Ausbruch der Pandemie mehr als 6000 Arbeitnehmer. Die Untersuchung ergab laut »SZ«, dass Menschen mit ohnehin schon wenig Geld besonders stark unter den finanziellen Folgen der Coronakrise leiden.
Von Einkommenseinbußen ist demnach jeder zweite betroffen, der normalerweise bis zu 1500 Euro Nettoeinkommen im Monat hat - aber nur jeder dritte mit 2000 Euro und mehr. »Die Pandemie verstärkt soziale Schlagseiten«, betonte WSI-Direktorin Bettina Kohlrausch.
In der Folge hat auch die Zustimmung zum Krisen-Management der Bundesregierung abgenommen. Nur noch 55 Prozent zeigten sich zufrieden oder sehr zufrieden mit den Maßnahmen. 90 Prozent machen sich Sorgen um den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die Empfänglichkeit für Verschwörungstheorien sei aber zurückgegangen. Die Wissenschaftler stützen sich auf eine Erwerbspersonenbefragung der Böckler-Stiftung. Für diese wurden die Teilnehmer in drei Wellen im April, Juni und November befragt.
+++ 16.362 Fälle: Corona-Neuinfektionen über Vorwochenwert +++
Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus bleibt auf hohem Niveau, auch wenn die deutschen Gesundheitsämter dem Robert Koch-Institut (RKI) zum Wochenstart wieder vergleichsweise wenig neue Corona-Infektionen gemeldet haben. Innerhalb eines Tages wurden 16.362 neue Fälle übermittelt, wie das RKI am Montagmorgen bekanntgab. Das sind rund 4000 Fälle mehr als am vergangenen Montag, als die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen bei 12.332 lag. Der bisherige Rekord war am Freitag mit 29.875 gemeldeten Fällen erreicht worden. An Sonntagen und Montagen sind die vom RKI veröffentlichten Fallzahlen meist niedriger, unter anderem weil am Wochenende weniger getestet wird.
Die deutschen Gesundheitsämter meldeten zudem 188 neue Todesfälle binnen 24 Stunden. Vor genau einer Woche hatte dieser Wert bei 147 gelegen. Der bisherige Höchststand von 598 Todesfällen war am Freitag erreicht worden. In der Tendenz war die Zahl der täglichen Todesfälle zuletzt nach oben gegangen, was nach dem steilen Anstieg bei den Neuinfektionen auch erwartet wurde. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 21. 975.
Die zur Lagebeurteilung entscheidende 7-Tage-Inzidenz - die gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen - steigt ebenfalls deutlich an. Sie lag am Sonntag bei einem Höchststand von 169. Am Montag stieg sie weiter auf 176,4.
Das RKI zählt seit Beginn der Pandemie 1.337.078 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland (Stand: 14.12., 00.00 Uhr). Nach Schätzungen sind rund 984 200 Menschen inzwischen genesen.
Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Sonntag bei 1,12 (Vortag: 1,17). Das heißt, dass 100 Infizierte rechnerisch 112 weitere Menschen anstecken. Nachdem der Wert wochenlang um 1 herum schwankte, lag er seit Freitag bei über 1,1. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Erst wenn er für längere Zeit unter 1 liegt, flaut dieses ab. Agenturen/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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