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+++ Spahn: Impfungen erster Gruppe dauert mindestens ein bis zwei Monate +++

Der Newsblog zur Coronakrise - Freitag, 18. Dezember 2020: +++ Guterres: Corona-Impfstoffe müssen »globales öffentliches Gut« sein +++ Erstmals über 30.000 gemeldete Corona-Neuinfektionen +++

  • Lesedauer: 8 Min.

Berlin. Die Impfungen von über 80-Jährigen, Pflegeheimbewohnern und deren Pflegekräften wird nach Worten Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mindestens ein bis zwei Monate dauern. Erst dann werde man darüber nachdenken, das Impfangebot auszuweiten, sagte Spahn am Freitag vor Unterzeichnung der Coronavirus-Impfverordnung in Berlin. »Das heißt für uns alle: Der Winter wird noch lang.«

Spahn wies darauf hin, dass jeder zweite Todesfall im Zusammenhang mit Covid-19 Menschen über 80 betreffe. »Die Schwächsten zu schützen, ist das erste Ziel.« Wenn dann mehr Impfstoff zur Verfügung stehe, könnten Zug um Zug mehr Menschen geschützt werden. Der Minister betonte, dass er sich bei der ersten Impfgruppe nach den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko) richte. Dazu gehörten auch etwa die Intensivmediziner in den Covid-19-Intensivstationen, die besonders von Ansteckung bedroht sind.

+++ Guterres: Corona-Impfstoffe müssen »globales öffentliches Gut« sein +++

UN-Generalsekretär António Guterres hat einen gerechte weltweite Verteilung der Impfstoffe gegen das Coronavirus gefordert. »Jetzt ist es wichtig, dass die Impfstoffe als globales öffentliches Gut betrachtet werden«, sagte er am Freitag in Berlin in einer Rede im Bundestag. »Sie müssen überall und für alle Menschen zugänglich und bezahlbar sein. Ein Impfstoff, der den Menschen gehört.«

Guterres sprach unter dem Beifall der Abgeordneten den Gründern der Mainzer Firma Biontech, Ugur Sahin und Özlem Türeci, seine »tiefe Anerkennung für ihren großen Beitrag zur Entwicklung eines Impfstoffs« aus. Der Bundesregierung dankte er für ihren Einsatz zur Entwicklung und gerechten Verteilung von Impfstoffen, Diagnostika und Behandlungen.

Vorgehen müsse man auch gegen »das Virus der Fehlinformationen«, sagte Guterres. »Auf der ganzen Welt beobachten wir, wie Populismus Wissenschaft ignoriert und die Menschen irreführt. Und es verbreiten sich Fehlinformationen, Mythen und wilde Verschwörungstheorien.« Die Vereinten Nationen arbeiteten daran, »Vertrauen in die Impfung zu schaffen - basierend auf Wissenschaft und Fakten«.

+++ Corona-Pandemie führt in USA zu Zunahme der Zahl der Drogentoten +++

Die Corona-Pandemie hat in den USA zu einer Zunahme der Zahl der Drogentoten geführt. In der zwölfmonatigen Auswertungsperiode bis zum Monat Mai habe es mehr als 81.000 Drogentote gegeben, teilte die Gesundheitsbehörde CDC am Donnerstag mit. Das sei die höchste Zahl, die jemals für einen zwölfmonatigen Zeitabschnitt festgestellt worden sei.

Covid-19: Wie weit bis zu weniger scharfen Maßnahmen* in den Landkreisen?

Während der Kampf gegen die Pandemie geführt werde, dürften »andere Gruppen, die auf andere Weise betroffen sind, nicht aus dem Blick geraten«, sagte CDC-Direktor Robert Redfield. Seit 1999 starben in den USA 500.000 Menschen an Überdosen von Opiaten. Pharmaunternehmen wie Purdue Pharma sollen sich vor Gericht dafür rechtfertigen, dass sie zusätzliche Opiate auf den Markt warfen.

Die Gesundheitsbehörde wies auf die Gefahren von illegal produziertem Fentanyl hin. Die ungewöhnlich hohe Zahl der Drogentoten ist nach Einschätzung von Experten aber auch auf Arbeits- und Obdachlosigkeit der Betroffenen zurückzuführen.

+++ China will 50 Millionen Menschen impfen bis 11. Februar +++

China will bis Anfang Februar rund 50 Millionen Menschen gegen das Coronavirus impfen. Chinas Außenamtssprecher Wang Wenbin wollte sich auf Journalistenfragen in Peking nicht dazu äußern, sondern verwies auf zuständige Behörden. Wie die »SCMP« weiter berichtete, wurden am Mittwoch Beamte der Gesundheitsämter aus dem ganzen Land zu einem vorbereitenden Treffen über Video zusammengerufen.

Dabei seien sie über die Logistik wie Impfzentren, Transport und Registrierung unterrichtet worden. Auch wurden sie angewiesen, mögliche Nebenwirkungen zu identifizieren und zu dokumentieren. Die Impfstoffe stammten von den chinesischen Firmen Sinopharm und Sinovac.

Zu den Risikogruppen zählten Polizisten, Feuerwehrleute, Zollbeamte, Fracht- und Transportarbeiter, Grenzbeamte, Altenpflegekräfte, Bestatter, Mitarbeiter der Müllabfuhr und der öffentlichen Versorgungsbetriebe. Auch Personen, die wegen Arbeit oder Studium ins Ausland reisten, könnten sich impfen lassen.

Bisher wurden schon mehr als einer Million Menschen chinesische Impfstoffen verabreicht. Grundlage ist eine Notverordnung. Die fünf chinesischen Impfstoffe haben die dritte Phase der klinischen Versuche noch nicht abgeschlossen, sind aber beispielsweise von den Vereinigten Arabischen Emiraten schon zugelassen worden. Auch Indonesien erhielt zunächst schon 1,2 Millionen Dosen.

+++ »Querdenken« will gegen Demonstrationsverbot an Silvester klagen +++

Die Stuttgarter Initiative »Querdenken« will voraussichtlich gegen das Demonstrationsverbot an Silvester in Berlin klagen. Zugleich rechnet die Initiative damit, dass in jedem Fall Gegner der Corona-Einschränkungen am 31. Dezember in Berlin demonstrieren werden. Initiator Michael Ballweg teilte der Deutschen Presse-Agentur mit: »Da wir weiterhin davon ausgehen, dass die Maßnahmen hier in Deutschland sowohl verfassungswidrig sind, als auch gegen internationale Verträge und Grundrechte verstoßen, werden wir aller Voraussicht nach rechtliche Schritte einleiten.«

Zum Ablauf des Silvestertages erklärte Ballweg: »Es werden sicherlich viele Menschen nach Berlin kommen und von ihrem Versammlungsrecht Gebrauch machen wollen.« Derzeit berate man, wie man konkret weiter vorgehen werde.

»Querdenken« hatte eine große Demonstration am Nachmittag des 31. Dezembers auf der Straße des 17. Juni zwischen Brandenburger Tor und Großem Stern mit 22.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern angemeldet. Die übliche große Silvesterfeier am Brandenburger Tor mit Bühnen und Buden fällt wegen der Corona-Pandemie aus. Nach den aktuellen Corona-Regeln sind Demonstrationen am 31. Dezember und 1. Januar nicht erlaubt.

Ende August hatten sich viele »Querdenken«-Demonstranten nicht an die Abstandsregel gehalten. Am 18. November war eine ähnliche Demonstration von der Polizei mit Hilfe von Wasserwerfern aufgelöst worden, weil fast niemand einen Mund-Nasen-Schutz trug.

Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) schloss kürzlich eine künftige Beobachtung der »Querdenken«-Bewegung durch den Verfassungsschutz nicht aus. »Wir beobachten ganz klar extremistische und antisemitische Tendenzen. Deswegen muss auch der Verfassungsschutz sehr genau hinsehen«, sagte Geisel. Eine abschließende Bewertung der Frage sei in Berlin »aber noch nicht erfolgt«.

+++ Spahn weicht offenbar von Empfehlungen der Impfkommission ab +++

Die Vorbereitungen für den direkt nach Weihnachten geplanten Start der Corona-Impfungen in Deutschland nehmen weiter an Fahrt zu. An diesem Freitag will Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die Verordnung vorstellen und in Kraft setzen, die festlegt, in welcher Reihenfolge die Bürgerinnen und Bürger Anspruch auf die Impfung haben. Das von den Firmen Biontech und Pfizer entwickelte Vakzin dürfte am Montag in der EU und damit auch in Deutschland zugelassen werden.

Die zuständige europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte ihre Entscheidung über den Impfstoff um acht Tage vorgezogen. Es wird allgemein mit einem positiven Entscheid gerechnet. Auch ihre Entscheidung über ein zweites Vakzin gegen das Coronavirus - jenes des US-Herstellers Moderna - will die EMA vorverlegen, nämlich um sechs Tage auf den 6. Januar, wie sie am Donnerstag mitteilte.

EU-weit sollen die Impfungen mit dem von der Mainzer Firma Biontech und deren US-Partner Pfizer entwickelten Impfstoff laut Spahn am 27. Dezember starten. Da anfangs nur eine begrenzte Menge an Dosen zur Verfügung steht, kommt der Abfolge der Impfkampagne nach Bevölkerungsgruppen eine große Bedeutung zu. Spahn will seine entsprechende Verordnung am Freitag ab 11.00 Uhr in einer Pressekonferenz erläutern.

Wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland unter Berufung auf den Verordnungstext berichtete, folgt Spahn offenbar nur teilweise den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko) beim Robert Koch-Institut. In seiner Verordnung seien nur drei Gruppen aufgeführt, die hintereinander geimpft werden sollen. Die Stiko hatte fünf Kategorien vorgeschlagen.

Schutzimpfungen mit höchster Priorität sollen laut RND Menschen ab dem 80. Lebensjahr sowie Pflegekräfte mit sehr hohem Infektionsrisiko erhalten. Auch Pfleger, deren Patienten ein hohes Risiko für einen schweren oder tödlichen Krankheitsverlauf haben, zählen zu dieser Gruppe.

Zur zweiten Kategorie mit hoher Priorität zählen demnach alle Menschen ab 70 Jahren sowie Menschen mit einem hohen Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf. Auch enge Kontaktpersonen von Pflegebedürftigen und Schwangeren dürfen sich laut RND dann impfen lassen, dasselbe gilt für Menschen in Asyl- oder Obdachlosenunterkünften.

Die dritte Gruppe beinhaltet dem Bericht zufolge alle Menschen ab 60 Jahren oder mit erhöhtem Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf. Auch Mitarbeiter »in besonders relevanten Positionen in staatlichen Einrichtungen«, wie etwa in den Regierungen, bei der Polizei, Feuerwehr, im Bildungssektor und in der Justiz sollten dann geimpft werden.

Ärztepräsident Klaus Reinhardt forderte eine bevorzugte Impfung auch von niedergelassenen und ambulant tätigen Ärzten. Es sei für die Bewältigung der Pandemie »riskant«, wenn diese Ärzte in der Prioritätenliste »weiter unten« stünden, sagte er der »Rheinischen Post«.

Die Arztpraxen bildeten »einen wichtigen Schutzwall für die ohnehin schon stark belasteten Kliniken«, betonte der Präsident der Bundesärztekammer. Dieser Wall dürfe »keine Risse« durch krankheitsbedingte Ausfälle bekommen. Deshalb müssten die niedergelassenen Ärzte und ihre Mitarbeiter »so frühzeitig wie möglich« geimpft werden. Besonderen Schutz benötigten auch ambulant tätige Ärzte. Sie stünden bei der Versorgung von Corona-Infizierten in der ersten Reihe.

+++ Höchststand: Über 30.000 gemeldete Corona-Neuinfektionen binnen 24 Stunden +++

Erstmals sind in Deutschland mehr als 30.000 neue Infektionen mit dem Coronavirus innerhalb eines einzigen Tages registriert worden. Die Gesundheitsämter haben dem Robert Koch-Institut (RKI) 33.777 Infektionen gemeldet, wie das RKI am Freitagmorgen mitteilte. In der Zahl sind 3500 Nachmeldungen aus Baden-Württemberg enthalten, die am Vortag aus technischen Gründen nicht übermittelt worden waren. Abzüglich der Nachmeldungen wurden somit 30.277 neue Infektionen binnen 24 Stunden gemeldet. Die Zahl der Todesfälle erreichte mit 813 den zweithöchsten Wert seit Beginn der Pandemie.

Am vergangenen Freitag (11.12.) war mit 29.875 der bisherige Höchststand an Neuinfektionen erreicht worden. Die Zahl der Todesfälle lag bei 598. Der Höchstwert von 952 Todesfällen war am Mittwoch verzeichnet worden. In der Tendenz war die Zahl der täglichen Todesfälle zuletzt nach oben gegangen, was nach dem steilen Anstieg bei den Neuinfektionen auch erwartet wurde. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg bis Freitag auf 24.938.

Die zur Lagebeurteilung entscheidende Sieben-Tage-Inzidenz - die gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen - stieg am Freitag an und erreichte mit 184,8 einen Höchststand. Am Donnerstag hatte der Wert bei 179,2 gelegen. Agenturen/nd

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