Mutig gegen die Besten der Welt

Leverkusens Fußballer wollen im Duell mit dem FC Bayern die Tabellenführung verteidigen.

Am Donnerstagabend ging für Robert Lewandowski »ein großer Traum« in Erfüllung. Der 32-jährige Stürmer aus Polen wurde zum Weltfußballer gekürt. Ob er nun besser ist als seine geschlagenen Konkurrenten Messi und Ronaldo, ist eine Glaubensfrage. Er war in diesem Jahr zumindest erfolgreicher. Und das war bei der Krönung durch den Weltverband zuletzt selten ausschlaggebend - also ist es eine gute Wahl. Das sieht naturgemäß auch sein Verein so. Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge könne »nur schwer in Worte fassen, wie stolz und glücklich wir sind«. Der Verein habe schließlich »noch nie den Weltfußballer gestellt«. Den nächsten Münchner Festtag nach dem Sieg in der Champions League im August machte die Auszeichnung von Manuel Neuer zum besten Torwart perfekt. Da wurde der Unmut über den zweiten Platz von Hansi Flick hinter dessen Liverpooler Trainerkollegen Jürgen Klopp recht moderat kommuniziert. »Wie ich gehört habe, war die Entscheidung unfassbar knapp. Und ohne Zweifel hätte Hansi den Titel auch verdient gehabt«, wird Rummenigge in der Pressemitteilung zitiert.

An diesem Sonnabend ist all das nichts mehr wert. »Das wird ein geiles Spiel. Und natürlich ist Bayern schlagbar«, meint Nadiem Amiri. Mutig fordert er mit Leverkusen die Münchner heraus. Mit einem Sieg im Heimspiel könnte Bayer die Tabellenspitze verteidigen und den Vorsprung auf die Bayern auf vier Punkte vergrößern. Eine solche Entwicklung hat den Leverkusenern kaum jemand zugetraut. Auch weil sie mit Kai Havertz und Kevin Volland ihre besten Spieler vor der Saison verloren hatten.

Die beeindruckenden Auftritte der Werkself aber zeigen zweierlei. Zum einen ist sie nicht mehr abhängig von Leistungsschwankungen des genialen, aber noch jungen Havertz. Auch Torjäger Volland hatte seine Schwächephasen. Zum anderen lebt das Leverkusener Spiel jetzt von mehreren Fixpunkten. Wie sehr sich das Team dadurch weiterentwickelt hat, war beim 4:0 gegen den 1. FC Köln am Mittwochabend zu beobachten. Beim bislang höchsten Auswärtssieg im rheinischen Derby zeigte Bayer all seine Stärken: Im offensiven Tempospiel waren Laufwege und Pässe derart perfekt abgestimmt, dass Tore erzielt wurden, ohne einen einzigen Zweikampf führen zu müssen. Und dass vier verschiedene Torschützen den Sieg besorgten, steht ebenso für die neue Variabilität.

Stürmisch waren Leverkusener Mannschaften in den vergangenen Jahren oft. Dass die jetzige aber die erste Tabellenführung in der Bundesliga seit mehr als sechs Jahren erspielt hat, liegt an der ebenfalls neu gefundenen Balance zwischen Angriff und Abwehr: Zehn Gegentreffer in zwölf Spielen sind der zweitbeste Ligawert.

Aber auch für Leverkusen gilt: Erfolge müssen stets bestätigt werden. Wie leicht man daran scheitern kann, weiß Maximilian Philipp. »Die Bayern haben den besten Torhüter und den besten Spieler der Welt«, sagte er am Mittwochabend verzweifelt. Er hatte den VfL Wolfsburg zuvor in Führung geschossen. Doch zwei Tore von Lewandowski und viele Glanzparaden Neuers führten zum Sieg des FC Bayern - und zur ersten Saisonniederlage des VfL. Nun soll, nach Münchner Willen, mit Leverkusen auch das letzte noch ungeschlagene Team der Bundesliga leiden. Zwar haben die vergangenen Spiele gezeigt, dass auch das derzeit weltbeste Team für Erfolge hart kämpfen muss. Deutlich wurde aber auch: Ausnahmespieler bringen Erfolg. Lewandowski hat in diesem Jahr schon 45 Tore erzielt - und der FC Bayern fünf Titel gewonnen.

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