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+++ Paul-Ehrlich-Institut gibt erste Impfdosen frei +++

Der Newsblog zur Coronakrise - Mittwoch, 23. Dezember 2020: +++ Fast 1000 Corona-Tote: RKI meldet Höchststand +++ Amtsärzte: Präsenzgottesdienste verbieten +++ Britischer Gesundheitsdienst NHS warnt vor No-Deal +++

  • Lesedauer: 6 Min.

Berlin. Das für die Prüfung von Impfstoffen zuständige Paul-Ehrlich-Institut hat den Weg für den Start der Corona-Impfungen am Sonntag freigemacht: Das Bundesinstitut gab nach Angaben vom Mittwoch drei Chargen mit rund 4,1 Millionen Dosen des Corona-Impfstoffs der Hersteller Biontech und Pfizer frei. Die so genannte Chargenfreigabe gelte EU-weit und damit auch für Deutschland, teilte das Institut mit. Sie ist Voraussetzung für die Anwendung des Vakzins. Das entsprechende Zertifikat sei bereits am Dienstag ausgestellt worden - einen Tag nach der Zulassung des Stoffs durch die EU-Kommission, erklärte das Institut. Die rasche Freigabe sei dadurch möglich geworden, dass die wissenschaftliche Prüfung der Chargen bereits vor der Zulassung begonnen worden sei, um den Prozess zu beschleunigen. Dieses Verfahren werden auch bei Impfstoffen gegen andere Infektionskrankheiten häufig angewendet.

Das Paul-Ehrlich-Institut gehört zu den europäischen amtlichen Arzneimittel-Kontroll-Laboren, die in Europa die experimentelle Prüfung von Impfstoffen vornehmen können. In Deutschland schreibt das Arzneimittelgesetz vor, dass das Institut jede Charge - also Produktionseinheit - von Impfstoffen auf ihre Qualität untersuchen und dann bei einem positiven Befund freigeben muss.

+++ Spahn: 1,3 Millionen Impfdosen noch dieses Jahr +++

Berlin. Bis Ende des Jahres könnten 1,3 Millionen Dosen durch die Firma Biontech an die Bundesländer ausgeliefert werden, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Mittwoch im ARD-»Morgenmagazin«. Die Impfung hatte am Montag die EU-Zulassung erhalten. Bis Ende März rechnet das Ministerium nach eigenen Angaben mit elf bis 13 Millionen Impfdosen. Zusätzliche 1,5 Millionen kämen im Januar hinzu, wenn dann auch die Impfung der US-Firma Moderna in der EU zugelassen wird, erläuterte Spahn. Dennoch sehe man an den Zahlen, dass mindestens bis Ende März bei den Impfungen weiter priorisiert werden müsse. »Richtung Sommer« könne bei weiteren Zulassungen dann gegebenenfalls schon allen ein Impfangebot auch in den Arztpraxen gemacht werden, sagte Spahn.

Die Impfungen sollen zunächst in speziellen Zentren verabreicht werden, auch um die Priorisierung zu gewährleisten. Laut einer Rechtsverordnung von Spahns Ministerium werden zunächst Hochaltrige geimpft, weil sie besonders häufig schwer erkranken, sowie medizinisches Personal und Pflegekräfte, die ein hohes Risiko haben, sich anzustecken. Spahn unterstrich die Notwendigkeit, zuerst auch in Pflegeeinrichtungen zu impfen: »Wir sehen ja, wie brutal das Virus zuschlägt in Pflegeheimen.«

+++ Fast 1000 Corona-Tote: RKI meldet Höchststand +++

Berlin. In Deutschland sind nach Angaben des Robert Koch-Instituts innerhalb eines Tages 962 Menschen am Coronavirus gestorben. Das ist der höchste Wert seit Beginn der Pandemie. Zugleich wurden 24 740 Neuinfektionen gemeldet, wie aus den RKI-Zahlen vom Mittwochmorgen hervorgeht. Vergangenen Mittwoch (16.12.) waren 27.728 Neuinfektionen und 952 Todesfälle verzeichnet worden. Den Höchstwert mit 33.777 gemeldeten Infektionen hatte es am Freitag gegeben, darin waren jedoch 3500 Nachmeldungen enthalten.

Die Entwicklung kommt nicht überraschend. Es war bereits erwartet worden, dass nach dem rasanten Anstieg der Infektionszahlen im Oktober und November auch die Zahl der Todesfälle deutlich nach oben gehen würde - wenn auch mit zeitlicher Verzögerung. Bis eine Infektion nach schwerem Krankheitsverlauf zum Tod führt, vergeht in der Regel einige Zeit. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg bis Mittwoch auf 27.968.

Die Zahl der binnen sieben Tagen an die Gesundheitsämter gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) sank bis Mittwoch leicht auf 195,1. Tags zuvor war mit 197,6 ein Höchststand erreicht worden. Den mit Abstand höchsten Wert erreicht Sachsen: Dort liegt die Sieben-Tage-Inzidenz bei 414,1, also mehr als doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt. Sachsen ist seit Wochen mit großem Abstand der Corona-Hostspot in Deutschland.

+++ Amtsärzte: Präsenzgottesdienste verbieten +++

Berlin. Die Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte im öffentlichen Gesundheitsdienst, Ute Teichert, appelliert wegen der weiterhin hohen Zahl der Corona-Infektionen an die Politik, Präsenzgottesdienste zu Weihnachten zu verbieten. »In diesem Jahr sollten Präsenzgottesdienste bundesweit untersagt werden«, sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe. »Weil wir wissen, wie leicht sich das Virus gerade bei Gottesdiensten übertragen kann, dürfen wir zu Weihnachten angesichts der hohen Infektionszahlen kein zusätzliches Risiko eingehen«, mahnte die Medizinerin. Die Ärztevertreterin beklagte zudem, dass viele Menschen offenbar nicht verstanden hätten, wie ernst die Lage sei. »Sie feiern immer noch Partys oder tummeln sich in den Läden. Der harte Lockdown kann aber nur dann zu einem Rückgang der Infektionszahlen führen, wenn sich wirklich alle Bevölkerungsgruppen in Deutschland an die Regeln halten«, sagte sie.

+++ Britischer Gesundheitsdienst NHS warnt vor No-Deal +++

London. Angesichts der angespannten Lage wegen der Corona-Pandemie hat der staatliche britische Gesundheitsdienst NHS die Regierung in London aufgerufen, die Brexit-Übergangsphase zu verlängern. Eine einmonatige Verlängerung der Übergangsphase würde die Gefahr eines chaotischen Brexit verringern und damit die bereits überlasteten Krankenhäuser im Land aus der »unmittelbaren Gefahrenzone« nehmen, erklärte die NHS-Führung am Mittwoch in einem Schreiben an den britischen Premierminister Boris Johnson. Mit einem Einlenken solle der Regierungschef verhindern, dass »störende Veränderungen« im Rahmen eines No-Deal-Szenarios den NHS treffen, während er in der ohnehin arbeitsreichsten Zeit im Jahr »mit der größten Herausforderung in seiner Geschichte« zu kämpfen habe, hieß es in dem Appell weiter. Der NHS werde vielleicht nicht als Akteur am Post-Brexit-Verhandlungstisch wahrgenommen, »aber die zerstörerischen Schockwellen eines No-Deal-Ergebnisses könnten die Funktionsfähigkeit des NHS über den Rand stoßen«, erklärte der Dachverband NHS Confederation.

+++ WHO berät über neue Coronavirus-Mutation +++

Kopenhagen. Die europäischen Mitglieder der Weltgesundheitsorganisation (WHO) beraten am Mittwoch in einer Krisensitzung über die neuen Coronavirus-Variante aus Großbritannien. In der Videokonferenz sollen die britischen Behörden über die aktuelle Lage informieren. Zudem wollen die Länder über Strategien für Virustests und eine Eindämmung der Übertragung beraten. Die neue Mutation des Coronavirus, die bislang vor allem in Südostengland festgestellt wurde, bereitet weltweit und vor allem in Europa große Sorgen. Das WHO-Regionalbüro ist für 53 Länder zuständig, darunter auch Russland und mehrere zentralasiatische Staaten. In der gesamten Region wurden seit Beginn der Pandemie fast 24 Millionen Corona-Fälle registriert. Mehr als 500.000 Menschen starben an den Folgen der Viruserkrankung.

+++ Ein Fünftel der Häftlinge in US-Gefängnissen infiziert +++

Washington. Zahlreiche US-Haftanstalten können die Corona-Pandemie offenbar nicht kontrollieren. Nach Berechnungen des Fachdienstes »marshallproject.org« hat sich seit Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 ein Fünftel der Insassen der Staats- und Bundesgefängnisse mit dem Virus infiziert. Rund 275.000 Inhaftierte seien betroffen. Mehr als 1.700 seien gestorben. Die Zeitung »Detroit News« veröffentlichte am Dienstag Kommentare von Inhaftierten im Bundesstaat Michigan. Es herrsche eine »Herdenimmunität-Mentalität«, beschwerte sich der in Adrian in Michigan inhaftierte Andrew Boardnax. Man wolle anscheinend sehen, wie viele Häftlinge sich infizieren. Auch Tausende Bedienstete der Vollzugsanstalten haben sich angesteckt. Mehrere Bundesstaaten haben die Nationalgarde mobilisiert, um an Covid-19 erkrankte Vollzugsbeamte zu ersetzen. In Ohio sind laut der Vollzugsbehörde des Staates gegenwärtig 641 Beamte infiziert. Nationalgardisten bewachen Inhaftierte. Auch in Montana, South Carolina, New Hampshire und Indiana sind laut Medienberichten Nationalgardisten im Einsatz. Agenturen/nd

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