Mit dem Titelwunsch zu Mama

RB Leipzig komplettiert mit einem 3:0 in Augsburg ein starkes Fußballjahr

  • Maik Rosner, Augsburg
  • Lesedauer: 3 Min.

Dafür, dass die Leipziger dieses Pokalspiel am Ende eines sehr fordernden Jahres gern in den Januar verschoben hätten, wirkten sie doch sehr beschwingt. Nicht nur während ihres fast schon federleichten 3:0 (1:0) beim FC Augsburg, sondern auch danach ob ihrer Gesamtbilanz im Jahr 2020. Julian Nagelsmanns Fazit nach dem Einzug ins Achtelfinale fiel entsprechend vergnügt aus: Ein »sehr guter Jahresabschluss« sei das gewesen, nach einem »sehr starken halben Jahr«, befand der Leipziger Trainer. »Wir hoffen, dass wir die gute Basis, die wir in drei Wettbewerben geschaffen haben, auch im neuen Jahr als gutes Fundament nehmen, um wieder angreifen zu können.«

Die überzeugende Kür am Ende des erfolgreichsten Jahres der immer noch kurzen Vereinsgeschichte seit 2009 wirkte wie ein Verstärker des Gesamteindrucks. Mit einem Klassenunterschied hatten die Leipziger den FCA zunächst regelrecht seziert und dabei abgesehen von Willi Orbans Kopfballtor (11.) nur den Ertrag vernachlässigt. Später zeigten sie jene Kühle und Klasse, die Titelanwärter auszeichnen, als Yussuf Poulsen (75.) und Angelino mit einem kunstvollen Schlenzer (82.) erhöhten. Müdigkeit? Nicht erkennbar. Dafür große Freude am hochwertigen Spiel.

Der 33 Jahre junge Trainer entsprach danach sogar fröhlich der Bitte, die Öffentlichkeit mal ins private Festgeschehen einzuweihen. In seinem Geburtsort Landsberg am Lech, rund 35 Kilometer südlich der Augsburger Arena, »feiere ich mit meiner eigenen Familie und meiner Mama«, diesmal ohne Kirchengang, dafür aber mit dem traditionellen »Wichteln« und den »Geschenken für die Kids« vorm gemeinsamen Essen, erzählte Papa Nagelsmann. »Wir singen dann noch fünf, sechs Lieder vorm Weihnachtsbaum, das letzte ist immer ›Stille Nacht‹.« Er nickte, hing seinen Worten kurz selig nach und ergänzte: »Danach gibt’s noch ein Gläschen Rotwein - und dann gehen wir ins Bett.«

Bei der inneren Einkehr dürften sich bei ihm und seinen Leipzigern jene Gefühle noch vertiefen, mit denen sie sich am Dienstagabend aus Augsburg verabschiedet hatten. Zum einen der Stolz über das im Jahr 2020 Erreichte und zum anderen die Lust auf mehr. Das wird schwierig genug, vor allem in der Champions League, in der RB letzte Saison bis ins Halbfinale vorgestoßen war, nun aber dem Achtelfinalduell mit dem FC Liverpool entgegenblickt. Zugleich darf sich der Klub aber vom bisherigen Saisonverlauf bestärkt fühlen, weil der Sommerabgang Timo Werners, mit 34 Toren erfolgreichster Stürmer der Vorsaison, komplett kompensiert wurde.

Beim letzten Finalturnier der Königsklasse im Sommer in Lissabon hatten die Leipziger gegen Paris 0:3 verloren, in der folgenden Gruppenphase waren sie schon gleichwertig mit dem Starensemble (2:1/0:1). Hinzu kamen weitere Zeichen der Reife und Annäherung an die Branchengrößen: das 3:2 gegen Manchester United im entscheidenden letzten Gruppenspiel und das 3:3 in München in der Bundesliga. Im Meisterschaftsrennen ist Leipzig Dritter, nur zwei Punkte hinter dem Tabellenführer FC Bayern. Von 21 Pflichtspielen dieser Saison wurden bislang trotz aller Strapazen nur drei verloren.

Angelino, mit acht Toren und sechs Vorlagen Leipzigs neuer Topscorer, hatte schon vor dem Pokalspiel seine Überzeugung in der »Frankfurter Allgemeinen« kundgetan, »dass wir die Bayern inzwischen wirklich vor Probleme stellen können«. Man sei mittlerweile »selbstbewusst genug, um auch an Orten wie München unser Ding durchzuziehen«. Nagelsmann sagte der »Sport-Bild«, es fehle nicht mehr viel zu Titeln. »Wenn wir immer so fokussiert und gierig sind wie aktuell, sind wir titelfähig«, befand er. Wenngleich derartige Prognosen angesichts des engen Terminplans noch schwieriger seien als ohnehin. Sein Augsburger Kollege Heiko Herrlich stufte Leipzig jedenfalls schon als »internationale Topmannschaft« ein. FCA-Manager Stefan Reuter befand: »Großes Kompliment, was sie aktuell für einen Fußball spielen, mit welchem Tempo, mit welcher Souveränität. Das ist beeindruckend.«

Geschenke, verriet Nagelsmann zum Abschied noch, brauche er anders als die Kinder nicht mehr. Ein sportlicher Wunsch steht aber auf seinem Zettel: noch mehr Konstanz.

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