Wie kommt das Programm ins Radio?
Steffen Schmidt erklärt Radioempfang vor 100 Jahren und heute
Steffen, kürzlich unterhielten wir uns über 90 Jahre Fernsehen. Aber das Radio ist noch älter: 100! Was war deine letzte Radiosendung?
Oh, das ist verdammt lang her. Aus einem ganz trivialen Grund. Weil ich unseligerweise am Kabel hänge, und im Kabel gibt es schon lange kein UKW mehr. Mein Radio ist noch aus der Zeit, als Radios noch UKW können mussten. Über das Kabel gibt es nur noch Digitalradio.
Braucht man dafür eigentlich Internet?
Nee, du brauchst nur eine Antenne, die DAB, also Digital Audio Broadcasting empfängt. Da wird die ganze Toninformation digital umgewandelt und komprimiert übertragen. Der MP3-Standard ist ursprünglich ein Abfallprodukt der Entwicklung des digitalen Radios gewesen.
Und wer hat das Radio erfunden?
Wenn man jetzt mit Radio das meint, was wir heute kennen, das heißt, dass über eine Antenne ein Programm mit Wort und Musik und ähnlichem kommt, dann geht das im Kern auf einen Amerikaner zurück, auf Frank Conrad in Pittsburgh. Der sendete auf einer Amateurfunkfrequenz. Aber schon ein Jahr vorher hatte ein niederländischer Unternehmer aus seiner Wohnung in Den Haag die erste Radiosendung ausgestrahlt.
Gab es damals schon Radiogeräte?
Am Anfang war der Empfang von Radiosendungen Feinarbeit. Du bist wahrscheinlich schon zu jung dafür, aber in meiner Kindheit gab es noch Elektronikbaukästen, mit denen man einen sogenannten Kristalldetektor zusammenfummeln konnte. Das war im Grunde die erste Art von Rundfunkempfang.
Wie das?
Im Prinzip basiert der Rundfunk ja auf der Ausbreitung von elektromagnetischen Wellen. Und die basieren auf einem elektrischen Schwingkreis, der die Frequenz definiert, auf der das ganze System sendet. Und auf der Gegenseite muss dann eben auch ein solcher Schwingkreis sein, und mit dem entsprechenden sogenannten Dipol als Antenne. Dipol, weil zwei Pole.
Aber was ich nicht verstehe: Wie kommt denn jetzt diese Welle vom WDR im Funkhaus Köln in mein Berliner Radio rein?
Durch den Senderverbund, die Sender werden zusammengeschaltet, das läuft über Richtfunk und Glasfaser, wo die einzelnen Sendemasten die Signale von den jeweiligen Zentralen zugespielt bekommen. Mit UKW kommt man in der Regel nur bis zum optischen Horizont. Deshalb war Westradio früher im Raum Dresden nicht so richtig zu empfangen.
Wie erklärst du dir, dass das Radio bis heute lebt?
Vor allem wohl, weil die Autofahrer etwas zum Hören brauchen, um sich nicht zu langweilen. Denn beim Fahren kann man nicht lesen. Ist ja ein bisschen langweilig, wenn du immer auf diese weißen Striche da guckst.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.