- Sport
- Bundesliga
Die Europacup-Muffel
Der 1. FC Union Berlin beißt sich durch den 2:0-Erfolg in Bremen oben fest
Beim Training des 1. FC Union Berlin am Sonntagvormittag schneite es. Selbst die Rasenheizung des Übungsgeländes am Stadion An der Alten Försterei machte ein bisschen schlapp. Der Schneefall war einfach zu heftig. Das in Köpenick so seltene Weiß sorgte jedoch für zusätzlichen Spaß bei der Mannschaft, die am Sonnabend mit dem 2:0-Erfolg bei Werder Bremen ein weiteres Achtungszeichen setzen konnte.
Die Eisernen blieben außerhalb der Hauptstadt in dieser Saison weiterhin ungeschlagen. Die einzige Auswärtspleite gab es beim Lokalrivalen Hertha BSC (1:3) im Olympiastadion. Zudem konnte sich Union im oberen Drittel der Tabelle auf den Plätzen festsetzen, die am Ende der Saison zur Teilnahme am Europapokal berechtigen. Das wäre ein Ding, wenn Union genau 20 Jahre nach den vier UEFA-Cup-Spielen gegen den finnischen Vertreter Haka Valkeakoski (1:1, 3:0) und die bulgarische Mannschaft Litex Lowetsch (0:2, 0:0) wieder international aufdribbeln könnte.
Diesbezügliche Fragen von Medienvertretern wehrt Trainer Urs Fischer aber mit schöner Regelmäßigkeit ab. So auch am Sonntagnachmittag bei einer Videoschalte mit Journalisten. »Wir wollen uns nicht vom Weg abbringen lassen aufgrund einer Momentaufnahme. Um das geht es mir. Das ist aus meiner Sicht der richtige Weg. Ihr könnt mich noch 1000 Mal zum Europapokal oder zur Champions League befragen«, erklärte Fischer. »Ich werde mich immer gleich äußern. Es würde auch nicht zu uns passen. Wir spielen erst das zweite Jahr in der Bundesliga. Wir machen es im Moment sehr gut. Das soll uns auch Vertrauen für die nächsten Aufgaben geben.«
Die haben es in sich. Für Union stehen Spitzenspielwochen auf dem Programm. Am Sonnabend (15.30 Uhr) kommt der VfL Wolfsburg in die Alte Försterei. Es folgt am 15. Januar ein weiteres Heimspiel gegen Bayer Leverkusen. Am 20. Januar geht die Reise zu RB Leipzig.
Viele Beobachter dachten, dass die toll gestarteten Unioner gegen die Großkopferten Probleme kriegen. Das war jedoch nicht der Fall. Selbst ohne die immer noch verletzt fehlenden Angreifer Max Kruse, Joel Pohjanpalo und Anthony Ujah wurden zu Hause kurz vor Weihnachten Bayern München (1:1) und Borussia Dortmund (2:1) Punkte abgeknöpft. Und in Bremen sorgten mit Sheraldo Becker und Taiwo Awoniyi schon vor der Pause eben zwei andere Angreifer für einen sicheren Vorsprung, der auch im zweiten Durchgang souverän verteidigt wurde.
Bedenken, dass das unglückliche Aus im Pokal gegen den Zweitligisten SC Paderborn (2:3) zwei Tage vor Weihnachten Union aus der Spur geworfen haben könnte, bestätigten sich nicht. Union agierte in Bremen trotz taktischer Umstellungen auf eine Formation mit Abwehr-Dreierkette und Doppelspitze inklusive dreier Personalwechsel extrem gut organisiert. Womöglich erstarrte mancher Bremer noch vor lauter Dankbarkeit. Schließlich besaß Union am letzten Spieltag der Saison 2019/20 durch einen Dreier gegen Fortuna Düsseldorf großen Anteil daran, dass Bremen die letztlich erfolgreiche Relegation gegen den 1. FC Heidenheim (0:0, 2:2) erreichte. Die Werder-Fans haben das nicht vergessen. Auf einem Transparent an der Stadionzufahrt stand: »Danke Union!! Für das 3:0 gegen Düsseldorf«.
Bremen scheint für Union ein gutes Pflaster zu sein. Wie im Februar 2020 gelang am zweiten Tag des neuen Jahres ein 2:0-Erfolg. Vor gut einem Jahr galt dies noch als mittlere Überraschung. Jetzt scheint das fast normal zu sein. Aktuell hat Union den SV Werder um zehn Punkte distanziert. Auf den Relegationsrang 16 hat Berlin sogar 14 Zähler Vorsprung. Die Eisernen werden immer unheimlicher. Mit 24 Punkten konnten sie schon vier mehr ergattern als nach der kompletten Hinrunde im Vorjahr.
Mit dem Nigerianer Awoniyi steht aktuell aber nur ein Mittelstürmer zur Verfügung. Deshalb wollen die Wuhlheider aktiv werden. Manchmal könne es schnell gehen mit Neuverpflichtungen. »Im Moment ist es wichtig, dass wir keine zusätzlichen Verletzten haben«, meint Fischer. »Mit Max Kruse, Joel Pohjanpalo und Anthony Ujah sind es doch drei offensive Spieler, die eine Weile brauchen, bis sie zurückkommen.«
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.