- Kommentare
- Ordnungsrufe
Der Verfall der Parlamentssitten
Martin Kröger über die massive Zunahme von Ordnungsrufen im Berliner Abgeordnetenhaus und anderen Landesparlamenten
Die Sitten in den deutschen Parlamenten verfallen zusehends. Im Berliner Abgeordnetenhaus etwa musste das Präsidium im vergangenen Jahr über 14 Ordnungsrufe gegen Abgeordnete verhängen, die sich in nicht akzeptabler Form geäußert hatten. Das waren doppelt so viele Ordnungsrufe wie 2019 – ähnlich bedenkliche Entwicklungen werden auch aus anderen Landesparlamenten und dem Bundestag berichtet. Dass in Berlin die Hälfte der Ordnungsrufe auf das Konto der AfD ging, ist dabei kein Zufall. Die rechte Partei und das polternde und verächtlich machende Auftreten ihrer Protagonisten sind vielmehr ursächlich für die Verrohung der Sprache und der Gepflogenheiten in den Parlamenten. Provokationen sowie Ausgrenzung und Stigmatisierung ganzer Gruppen der Gesellschaft sind das politische Tagesgeschäft der AfD. Das wirkt sich auf die gesamtgesellschaftliche Stimmung aus, wie die Hetze gegen Migranten und Geflüchtete zeigt.
Im Fahrwasser der extremen Rechten radikalisieren sich unterdessen auch andere bürgerliche Parteien, was wiederum den allgemeinen Rechtsruck verstärkt. Dass sich in Berlin CDU und FDP manchmal ähnlich wie die AfD äußern, ist eine extrem bedenkliche Entwicklung.
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!