Grenzen der Sozialversicherung
Arbeitszeit
Ein Arbeitsverhältnis, das auf 70 Arbeitstage im Kalenderjahr beschränkt ist, ist sozialversicherungsfrei. Auf die Zahl der Arbeitstage je Woche kommt es dabei nicht an, wie das Bundessozialgericht (Az. B 12 KR 34/19 R) entschied.
Es gab damit einer Frau aus Sachsen Recht. Zwischen Abitur und Studium hatte sie vorübergehend als Bürokraft in einer Anwaltskanzlei gearbeitet. Ihr Vertrag sah eine Beschäftigung an »maximal 50 Arbeitstagen« vor.
Laut Gesetz galt dies als sogenannte zeitgeringfügige Beschäftigung. Diese bleibt sozialversicherungsfrei, wenn sie nur vorübergehend ausgeübt wird. Anfang 2019 wurden die Grenzen auf 70 Tage im Kalenderjahr oder bis zu drei Monate im Block angehoben. Im Jahr darf der Verdienst nicht über 5400 Euro liegen, also durchschnittlich 450 Euro im Monat. Für alle Grenzen werden mehrere Beschäftigungen zusammengerechnet.
Hier meinte die Rentenversicherung, diese Regelungen seien bei einer Fünftagewoche nicht anwendbar. Die 50 bzw. heute 70 Arbeitstage müssten sich auf Wochen mit max. vier Arbeitstagen verteilen.
Das sächsische Landessozialgericht folgte dem noch. Das BSG hob dieses Urteil nun jedoch auf und gab der Klägerin Recht. Die Arbeit sei vertraglich auf 50, tatsächlich auf 49 Tage im Kalenderjahr begrenzt gewesen. Der Ausschluss einer Fünftagewoche sei »weder dem Wortlaut noch den gesetzgeberischen Motiven zu entnehmen«. AFP/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.